Unterhaltsam, aber viel verspieltes Potential

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Rezension zu "Der Schlaf der Anderen" von Tamar Noort

Janis und Sina - 2 Frauen, die völlig unterschiedliche Leben führen und mit ganz verschiedenen Herausforderungen kämpfen, haben eines gemeinsam: Schlafprobleme. Oder besser gesagt Schlafstörungen.
Während es bei der einen beruflich bedingt ist (weil sie Nachtwächterin in einem Schlaflabor ist), sollte die andere nachts unbedingt zu Schlaf kommen, aber schafft es einfach nicht. Im Laufe der Geschichte stellt sich heraus, dass beide sich in den Schatten der Nacht vor ihrem Leben verstecken.
Genau das ist es, was die Hauptdarstellerinnen dieses Romans schließlich auch zusammenbringt, als Sina eine Nacht im Schlaflabor unter Janis' Aufsicht verbringen soll. Sofort verspüren sie eine Form von Anziehung, die sie dazu bringt die Nacht ganz anders als geplant zu verbringen und beider Leben auf den Kopf stellen soll...

Hach, die Idee ist wirklich unglaublich gut. Sofort hat mich das Buch in einen Sog gezogen - einfach weil das Setting (Schlaflabor) für mich neu und interessant war und die Hauptprotagonistinnen geheimnisvoll und etwas düster sind. Auf den ersten 100 Seiten hatte ich keine Ahnung in welche Richtung dieser Roman mich führen wird. Das hätte von lesbischer Lovestory, über Krimi bis hin zu Horror alles sein können. Wie sich die Geschichte dann aber tatsächlich entwickelt hat, ließ mich allerdings etwas enttäuscht zurück. Nicht weil das Buch nicht toll geschrieben ist - ich mag den Stil und es hat sich flott gelesen. Sondern allein nur deshalb, weil es dann so ein softer Feel-Good-Friendship Roman wurde, wo ich dann bald wusste, dass weder mit überraschenden Wendungen, noch mit realistischen Ausgängen zu rechnen war.
Tatsächlich sind viele Fakten so unglaubwürdig, dass es für mich in einen literarischen Bereich gegangen ist, den ich einfach bei der Autorin, dem Klappentext und dem Cover nicht erwartet hätte. Zum Beispiel wäre Sina in der Realität schon längst gekündigt worden, wenn sie wochenlang im Unterricht schläft. So bleibt der Roman etwas seicht, rosig, ohne Dramen, ohne Ecken und Kanten.
Dennoch eine schöne Geschichte, mit Wohlfühl-Garantie, die sich leicht und schnell lesen lässt.