Zarte Geschichte über Freundschaft
Schlaf spielt im Leben von Janis und Sina – beide um die 40 – eine tragende Rolle. Während Sina nicht schlafen kann und sich in ein Schlaflabor begibt, um abklären zu lassen, warum dies so ist, will Janis nicht schlafen und macht freiwillig Nachtwachen in eben diesem Labor. Zu Beginn ist nicht klar, warum die beiden Frauen nicht schlafen können; die ganze Komplexität des Themas breitet sich erst nach und nach aus, indem die Lesenden immer mehr Einblicke in den Alltag der beiden Frauen bekommen, was die Geschichte auf ihre Art sehr spannend macht. Ich schreibe hier extra „auf ihre Art“, denn spannend im Sinne von Nervenkitzel erzeugend ist der Roman nicht, es ist eher eine sehr feine und sensible Spannung, die aufgebaut wird und die mir sehr gut gefallen hat. Tamar Noort beschreibt die langsam entstehende Freundschaft der beiden Frauen feinfühlig und in einer einnehmenden Sprache. Die Kernthemen des Buches – Einsamkeit, Sehnsucht, das Ausbrechen aus alten Mustern, aber auch der Aufbau einer Freundschaft in mittleren Jahren, mit all dem Gepäck, das man schon trägt – werden sehr subtil beschrieben und miteinander verwoben und haben die Geschichte für mich stimmig gemacht. An einigen Stellen fand ich den Roman etwas klischeehaft (zum Beispiel die Begegnung mit Schmittie), aber das schmälert den guten Gesamteindruck nur geringfügig. Ich habe das Buch auch dank der kurzen Kapitel, die das Lesen sehr abwechslungsreich machen, quasi in einem Rutsch gelesen und kann es allen, die zarte und ruhige Erzählungen mögen, sehr empfehlen.