Zwei Frauen, zwei Lebensrealitäten

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sonnenblumeberlin Avatar

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Zwei Frauen, zwei Lebensrealitäten, und ein zufälliges nächtliches Aufeinandertreffen im Schlaflabor – das ist der Ausgangspunkt für Tamar Noorts leisen, eindringlichen Roman. Die erschöpfte Lehrerin Sina, gefangen zwischen Familie, Beruf und chronischer Schlaflosigkeit, trifft auf Jannis, Nachtwache im Schlaflabor, die selbst mit Einsamkeit und innerer Leere kämpft. Zwischen den beiden entwickelt sich eine vorsichtige, aber tiefgehende Verbindung, die beide dazu bringt, ihr Leben zu hinterfragen.

Das Buch erzählt ruhig und einfühlsam, wie diese Begegnung beide Frauen zum Nachdenken bringt – über ihr Leben, ihre Entscheidungen, und darüber, wie viel sie eigentlich für andere tun, ohne auf sich selbst zu achten. Tamar Noort schreibt mit einer unaufdringlichen, aber sehr klaren Sprache, die mich sofort abgeholt hat. Man spürt die Müdigkeit, die Sehnsucht und den Wunsch nach Veränderung in jeder Zeile – aber nie auf eine dramatische, sondern auf eine ganz menschliche Weise.

An ein, zwei Stellen hätte ich mir noch etwas mehr Spannung oder Tiefe gewünscht. Trotzdem: Ein wirklich schönes Buch über Freundschaft, Erschöpfung, Neuanfänge – und über das, was passiert, wenn man plötzlich jemanden trifft, der einen wirklich sieht.

4,5 ⭐️