Der Schock – von Psychopathen und dunklen Geheimnissen

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smartie11 Avatar

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„Der Schock“. Weder der knappe Titel noch das eher trist gehaltene Cover wecken große Assoziationen oder Erwartungen bei mir. Also starte ich ganz unvoreingenommen mit dem Prolog, der mich in das dunkle Haus einer unbekannten Familie im Jahr 1969 entführt. Der 10jährige „Frogger“ sieht heimlich fern, wird von seinem nikotin- und alkoholsuchtkranken Vater dabei erwischt und „bestraft“, misshandelt. Obwohl grade erst 10 Jahre alt, wünscht sich „Frogger“ nichts sehnlicher, als ein Anderer zu sein. Am liebsten ein Unsichtbarer, um all seine Fantasien ausleben zu können, inklusive der Rachefantasien eines unterdrückten, misshandelten Kindes.
In Kapitel 1 lerne ich Jan, Greg, Katy und Laura kennen, die eine Auszeit im heruntergekommenen Ferienhaus von Jan und Katys Eltern an der Côte d’Azur nehmen. Es ist eine seltsame Mischung aus merkwürdigen Charakteren, von denen anscheinend jeder mehr oder weniger düstere Geheimnisse hütet. Am mysteriösesten ist die undurchschaubare Laura, die in ihrem Leben schon einiges durchgemacht zu haben scheint und inzwischen in ihrem „dritten Leben“ angekommen ist, um das Zweite zu verdrängen. Schon nach wenigen Seiten spitzt sich die Lage dramatisch zu, als Greg, Katy und Laura im strömenden Regen in ihrem Jeep auf der Küstenstraße von einem Fremden in einem SUV bedrängt werden. In diesem SUV sitzt der längst erwachsene „Frogger“, der nach seiner traumatischen Kindheit selbst zum gewalttätigen Psychopathen geworden ist und es anscheinend auf Laura abgesehen hat, die ihn doch so sehr an seine Jugendliebe Jenny erinnert. Doch auch Laura schein ihn zu erkennen, zumindest im kurzen, vorbeifliegenden Aufflackern einer Straßenlaterne. Und diese noch ungewisse, böse Erkenntnis versetzt Laura einen – SCHOCK.
Wow – ein spannungsreicher Auftakt. Viele dunkle Geheimnisse wollen gelichtet werden (Lauras „drei Leben“; Theos Geschichte; Das Schicksal und die Identität des unbekannten Opfers…) und ich bin mir sicher, dass einige davon auf – vielleicht erschreckende Weise - miteinander zusammenhängen. Wie passen die Geschichten von Laura, Jenny, Jan mit der von Frogger zusammen, der seinem Ziel, unsichtbar zu sein, in all den Jahren näher gekommen ist (Lange, unbemerkte Verfolgungsfahrten; Zielfernrohr; getönte Scheiben; dunkle Kapuze)? Dazu kommt noch eine tolle Erzählweise des Autors, die die Atmosphäre dicht verbildlicht („Eiskristalle glühten unter den Straßenlaternen wie Phosphor.“). Und meinen Lieblingssatz habe ich auch schon gefunden: „Garbage in, garbage out“. Ich würde sehr, sehr gerne weiterlesen! Selbstverständlich würde ich mich auch sehr über ein Hörbuch freuen!