Der Schock – wenn einem die Wahrheit ins Gesicht springt

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pharo72 Avatar

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Während eines Spontanurlaubs in Südfrankreich wird Laura Bjely entführt, kaum das sie und ihr Jugendfreund Jan Floss sich ein wenig nähergekommen sind. Einzig ihr Handy mit einem verstörenden Film bleibt Jan von ihr. Er kehrt umgehend zurück nach Berlin und begibt sich auf die Suche nach ihr, wobei er als Erstes die Leiche seiner Nachbarin in seinem Gefrierschrank findet und so in den Fokus der Polizei gerät. Verfolgt von dieser, dringt er in Lauras Vergangenheit und kommt einem psychopathischen Täter auf die Spur, der bald schon auch ihm nach dem Leben trachtet.

Meine Meinung:

Nach „Schnitt“, dem Debütroman des Autors, der mich voll überzeugt hatte, ist nun sein zweiter Thriller erschienen. Auch diesmal wieder beginnt der Prolog mit einer Szene aus der qualvollen Kindheit des zukünftigen Täters, was wohl das Markenzeichen von Marc Raabe-Thrillern werden wird.

Das Hauptaugenmerk liegt auf drei Figuren, Laura Bjely, Jan Floss und Froggy, dem Täter, die alle traumatische Erlebnisse aus ihrer Kindheit zu verarbeiten haben und dementsprechend agieren. Die Handlung ist rasant, sodass der Leser kaum je zum Atemholen kommt. In seiner eigenen Welt gefangen, sieht sich der Täter als Übermensch, dem niemand etwas anhaben kann. Völlig skrupellos und teilweise beängstigend irrational sind daher seine Taten. Trotzdem bleibt der Leser von allzu detaillierten Beschreibungen verschont.

Obwohl mit einem Psychologie-Studium vorbelastet, erscheint es etwas unglaubwürdig, wie gut sich Jan in seinen Gegner hineinversetzen kann. Auch kommt ihm der Zufall einmal zu oft zur Hilfe. Die überraschende Wendung bzw. Offenbarung, wer hinter allem steckt, kann als kleiner Geniestreich bezeichnet werden.

Trotz ganz geringfügiger Abstriche hat Marc Raabe wieder gezeigt, dass deutsche Autoren durchaus in der Lage sind, durch eine fesselnde Handlung und einen durchweg flüssigen Schreibstil den Leser unwiderruflich in den Sog der Geschichte ziehen zu können.