Schock - lass nach

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maxibiene Avatar

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Sie war es ihm wert gewesen. Wert, sie 1.324 km zu verfolgen um sie dann in Beaulieu, einem kleinen Ort in Frankreich, zu kidnappen und dann wieder zurück nach Berlin zu bringen. Noch völlig orientierungslos versucht Laura die Geschehnisse der letzten Stunden zusammen zu fügen, bis ihr bewusst wird, dass sie diesen Ort vermutlich nie wieder lebend verlassen wird. Denn Laura befindet sich in der Hand eines Psychopathen, der es eigentlich auf junge blonde Frauen abgesehen hat. Doch bei ihr gestattet er sich eine Ausnahme.
Während Laura sich in der „Obhut“ des Psychos befindet, leidet Jan inzwischen Höllenqualen, weil er nicht weiß, wo sich Laura aufhält. Von seiner Schwester Kathy und ihrem Liebhaber Greg kann er auch nicht viel erwarten, denn sie haben von Laura eine vorgefertigte Meinung. Doch Jan gibt nicht auf. Als er schließlich auf ihrem Handy ein Video entdeckt, das vermutlich mit ihrem Verschwinden zusammen hängt, fährt Jan zurück nach Berlin. Zu Hause angekommen, muss er überrascht feststellen, dass er in eine Mordsache verwickelt worden ist. Nur mühsam kann er die Puzzle zusammen fügen, die ihn in diese Situation gebracht haben, doch noch schnell genug, um den Fängen der Polizei zu entwischen.
Um zu begreifen, was geschehen ist, begibt er sich auf eigene Ermittlungstour.

Marc Raabe hat mit seinem neuesten Psychothriller "Der Schock" versucht, direkt an den Erfolg seines Debütromans „Schnitt“ anzuknüpfen um ein ebenso spannendes und fesselndes Werk wie das Vorherige zu präsentieren.
Mit seinen Protagonisten Laura und Jan hat der Autor zwei Figuren geschaffen, die von ihrer Kindheit her bereits negativ geprägt waren. Negativ in dem Sinne, dass sie von ihren Eltern abgelehnt worden sind. Jan hat seit seiner Kindheit mit den Folgen des Unfalltods seines kleineren Bruders zu kämpfen gehabt und Laura, die als Tochter in eine reiche Familie hinein geboren worden ist, mit der Ablehnung der Mutter. Doch dies sind nicht die einzigen Figuren, die von der Normalität abweichen. Sämtliche Darsteller haben mit sich und ihrem Leben ein Problem, das der Autor mit seinen ständigen Verwirrspielen offeriert hat.
Warum Laura Opfer einer Entführung wurde und weshalb Jan sich immer wieder aus Mordkomplotten entziehen muss, wird erst ziemlich spät aufgelöst. Wenn man glaubt, der Lösung nahe zu sein, überrascht Marc Raabe mit einer geschickten Wendung des Plots und lässt den Leser wieder mit verhältnismäßig vielen Fragen zurück. Obwohl ich so manches Mal an der Authentizität der Handlung zweifeln musste, weil einfach viel zu viel in kurzen Abständen passierte, hat mich der neueste Psychothriller von Marc Raabe gut unterhalten. Zweifelsohne besitzt der Autor einen flüssigen und fesselnden Schreibstil, sodass man das Buch kaum aus den Händen legen kann. Allerdings gab es auch Kapitel, die von Längen durchzogen waren. Nur der stetige Wechsel zwischen den Handlungssträngen ließ die Spannung nicht verebben.