1946/1947 Nachkriegsschrecken in Hamburg

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honigbaerchen Avatar

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Das Cover mit den Trümmern der Stadt Hamburg ist sehr passend zum Roman gestaltet.

Silke und ihre jüngere Schwester Rosemarie werden als 1946 Vertriebene aus der Stadt Danzig wie viele andere auch damals bei Bauern untergebracht.
Hier müssen sie aber schuften und leiden trotz der vielen Arbeit trotzdem Hunger. Sie werden ausgebeutet, missbraucht, ausgenutzt und als diebisches Flüchtlingspack und Bettler-Gesindel beschimpft.

Als der Bauer Rosemarie vergewaltigen will flüchten beide Schwestern nach Hamburg in die völlig zerstörte Stadt. Hier versuchen sie sich mit Hilfe von Friseur Hans und Gustav ein neues Leben aufzubauen.

Aber das Leben in der britisch besetzten Stadt ist geprägt von Hunger und Armut.
Das einzige was funktioniert ist der Schwarzmarkt.

Die Nazis haben immer noch ihre Seilschaften und treten nur in einem anderen Gewand auf. Die Gestapo gab es nicht mehr, aber die Folterknechte gab es immer noch.
"Sie reihten sich leise und unbemerkt wieder in die Gesellschaft, als hätten ihre Verbrechen nie stattgefunden."

Ein Thema im Roman ist die fehlende Entnazifizierung kirchlich geführter Heime.
Es terrorisierten immer noch die gleichen Leute wie vorher in der Hitlerzeit die Zöglinge.
Und die Heime mit kirchlichen Trägern hatten sich dem menschenverachtenden Regelwerk der nationalsozialistischen Fürsorgeerziehung untergeordnet und es herrschte Drill, Züchtigung und Strafe bis der Wille gebrochen war.

Die Themen sind von der Autorin gut erarbeitet und der Schreibstil der Autorin ist flüssig und hat mir gut gefallen. Allerdings fand ich die Dialoge mit dem in Deutsch radebrechenden britischen Offizier eher als merkwürdig.
Aufgrund der Spannung konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.

Ich empfehle dieses Buch sehr zum Lesen.