Fesselnder Roman über zwei Schwestern in den harten Nachkriegsjahren in Hamburg

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duenefi Avatar

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"Der schwarze Winter" von Clara Lindemann ist im September 2021 als Hardcover mit Schutzumschlag bei Harper Collins erschienen. Das Buch hat 384 Seiten und spielt größtenteils in Hamburg.

1946/47: Nachdem die Schwestern Silke und Rosemarie Bensdorf von dem Bauernhof fliehen mussten, auf dem sie lebten, halten sie sich nun in Hamburg mehr schlecht als recht über Wasser. Die Lage ist schwierig, die Versorgung furchtbar und als Frau hat man es noch schwerer. Also bleibt den Schwestern nichts anderes übrig, als in den Schwarzmarkthandel einzusteigen - das allerdings sehr erfolgreich, und schließlich eröffnet Silke sogar eine Bar für die britischen Besatzer. Aber die Neider lassen nicht lange auf sich warten...

Meine Meinung:
Clara Lindemann hat einen sehr spannenden Nachkriegsroman geschrieben, der bildhaft und detailliert die trüben, klirrend kalten Wintertage, die bittere Armut und die vielfach vorherrschende Hoffnungslosigkeit der Menschen beschreibt.
Die Atmosphäre kommt beklemmend deutlich beim Leser an, aber ebenso spürt man auch den Drang nach vorn, das Kämpfen für bessere Zeiten.
Der Schwarzmarkt boomt, und verhandelt wird stets mit harten Bandagen.

Silke und Rosemarie sind zwei ausgesprochen sympathische, wenngleich sehr unterschiedliche Charaktere.
Während Silke stets überlegt handelt, alles genau abwägt und sich bedächtig ihren Weg in der rauen Umgebung bahnt, ist Rosemarie impulsiv, will stets ihren Willen durchsetzen, ist dabei aber eine fröhliche und ehrliche Person.
Mir hat es wirklich viel Spaß gemacht, die Entwicklung der Schwestern und ihr Vorankommen in der Gesellschaft mitzuerleben.

Die Autorin hat sich nicht zu sehr auf die erschütternde Lage der Nachkriegsjahre konzentriert, sondern vor allem einen spannenden und authentischen Roman geschrieben, der zeigt, wie wichtig Zusammenhalt und Freundschaft, Respekt und Ehrlichkeit sind. Auch die schwierige Rolle der Frau in der damaligen Zeit wird bestens verdeutlicht.

Alles in Allem ein toller historischer Roman, der zwar sehr ernst ist und bisweilen erschütternd, aber nichtsdestotrotz fesselnd und unterhaltsam. Klare Leseempfehlung von mir!