Nicht zu 100% überzeugend

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fuddelknuddel Avatar

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Als Kind gehörte die TV Serie „Mission Odysseus“ zu meiner Samstags-Routine. Ich habe die Serie über alles geliebt, die Abenteuer des Seefahrers, die mythischen Kreaturen und Götter, die er dabei trifft und bezwingt, die List, mit der er ihnen jedes Mal wieder entgeht. Und bevor das Abenteuer losging, sah man jedes Mal seine Frau Penelope und seinen Sohn Telemachos, die zuhause auf die Rückkehr des Mannes warten.

Ich fand die Idee, in diesem Buch die persönliche Geschichte des Sohnes, des Daheimgeblienen, des Wartenden zu erzählen, einfach großartig. Die Perspektive von Telemachos stellte ich mir sehr spannend vor und ich fragte mich, wie viel mir von dieser Geschichte bekannt vorkommen würde, ob ich einige Aspekte aus der Serie wiedererkennen würde oder generell Dinge aus der trojanisch-griechischen Fehde um Helena, die der Ursprung von Odysseus Aufbruch war.

Anfangs noch, als der kleine Telemachos die Abenteuer seines Vaters von seinem Kindermädchen weitergereicht bekommt, fand ich die Geschichte klasse. Ich habe viele Begegnungen wiedererkannt, sei es nun von „Mission Odysseus“ oder aus anderen Reihen und Büchern, die die griechische Mythologie behandeln, wie Percy Jackson. Ich habe mich wohlgefühlt in dieser Mischung aus bekanntem und unbekanntem, ein tolles Leseerlebnis.

Aber je älter Telemachos wurde, desto stärker rückte der Fokus natürlich auf ihn und sein eigenes Befinden, auf die chaotischen und ungemütlichen Zustände in Ithaka und mir persönlich hat das nur in Maßen gefallen. Es war einerseits zwar spannend zu sehen, wie Telemachos aufwächst und sich vom kleinen Jungen zum Mann entwickelt, der sich erst einmal klar darüber werden muss, was er selbst möchte und wohin es ihn zieht.
Auf der anderen Seite konnte ich mich in diesen Teil der Geschichte einfach nicht richtig hineinversetzen. Die Figuren, die zumeist Widersacher von Telemachos waren, waren mir entsprechend unsympathisch und zu sehen, wie der junge Mann ständig untergebuttert und nicht ernstgenommen wird, zu sehen, wie respektlos er unter seinem eigenen Dach von Fremden herumkommandiert wird, hat mich sehr wütend gemacht und auf lange Sicht frustriert. Frustriert zu lesen macht nur bedingt Spaß und so brauchte ich für die zweite Hälfte des Buches sehr viel länger als erwartet.

Was mir wiederum sehr gut gefiel, war die Gestaltung. Der Einband und das Cover sind wunderschön und im Innenbereich finden sich hier und dort Illustrationen, die ich mir gern angeschaut habe. Es hätten für meinen Geschmack sogar noch ein paar mehr sein können, sie passten einfach super zur Geschichte.

Mein Fazit:
Insgesamt mochte ich den Teil mit Odysseus Abenteuern leider irgendwie mehr als die persönliche Geschichte von Telemachos, was dem Titel eigentlich nur in die Karten spielt. Für mich konnte Telemachos sich nicht wirklich als überzeugende, eigenständige Figur etablieren, er blieb für mich einfach nur der „Sohn von Odysseus“. Ich mochte das Setting sehr, die Seefahrten, die Inseln und allen voran Ithaka, aber so richtig begeistert bin ich nicht. Von mir gibt es daher mittelmäßige 3 von 5 Sternen.