Der Sohn

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raschke64 Avatar

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Sonny ist 30 und sitzt seit 12 Jahren im Gefängnis. Er ist ein netter ruhiger Gefangener, macht nie Ärger, beteiligt sich nie an Gruppenbildungen – und ist inzwischen für die Mitgefangenen zu einer Art Beichtvater geworden. Sie erzählen ihm ihre Geschichten und bitten um seine Vergebung. Alles ist gut. Doch dann erzählt ihm ein Mithäftling davon, wie sein Vater – Sonnys Vater war Polizist – wirklich ums Leben gekommen ist. Denn bis dahin war die Version, dass Sonnys Vater korrupt war und sich selbst das Leben genommen hat. Nun erzählt der andere, dass Sonnys Vater gar nicht korrupt und der Maulwurf im Polizeipräsidium war, sondern dass er den Abschiedsbrief nur unter Zwang geschrieben hat und ermordet wurde. Sonny bricht aus dem Gefängnis aus und beginnt einen Rachefeldzug…

Auch dieser Jo Nesbo ist wieder vom „Feinsten“. Der Autor erzählt die Geschichte sehr direkt ohne größere Abschweifungen. Sonny ist kein Übermensch, es ist glaubhaft, was er macht. Die Spannung kommt vor allem daher, dass man gespannt verfolgt, ob er seine „Feinde“ findet und wirklich umbringt, wie er es macht und vor allem, was sie getan haben. Es wird nicht direkt hinterfragt, ob es richtig ist, was Sonny macht. Für mich verblüffend war, dass ich für Sonny ungeheure Sympathie empfunden habe. Dabei ist er ein Junkie, der für den Stoff ins Gefängnis geht. Und er ist ein mehrfacher und zum Teil brutaler Mörder. Aber ich hatte immer die Vorstellung, dass er kein 30-jähriger Mann ist, sondern immer noch der 18-jährige Junge, der ins Gefängnis kommt. Der Krimi ist kein Harry Hole, der mit eigentümlichen Mitteln die Verbrecher dingfest macht. Aber der hier vorkommende Kommissar Simon hat doch einige Züge von Harry Hole, er ist genau so eigenwillig und stur. Die Auflösung brigt dann doch noch eine Überraschung. Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen.