Luft nach oben

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
annaquas Avatar

Von

Der Krimi "Der Solist" spielt im Jahr 2017, kurz vor den Bundestagswahlen und kurz nach dem Anschlag un Berlin. Der Ermittler Neuhaus wagt eine neue Herausforderung und zieht von Frankfurt nach Berlin, um dort bei der Sondereinheit Terrorabwehr zu arbeiten. Doch dort wartet auf ihn nicht das berufliche Glück, sondern vor allem Ablehnung der Kollegen. Nur Suna-Marie glaub an ihn – doch letztendlich ist er der Solist. Jemand, der alleine eine Mordserie aufklären muss.
Ich muss gestehen, dass ich von dem Autor bisher noch keine Krimis gelesen habe, obgleich ich im Kopf habe, dass er derzeit einer der beliebtesten Autoren ist. Politische Themen in einem Roman finde ich immer schwierig. Man weiß nicht, wie viel Basiswissen der Leser gerade hat. Egal wie man es macht: Die politisch-interessierten Leser langweilen sich, weil alles erst einmal erklärt wird, und der weniger politisch-interessierte Leser versteht die Situation nicht. Ich würde mich selber zwar nicht als politisch-uninteressiert einstufen, jedoch habe ich nur bedingt gezielte Ahnung von einigen Themen. Daher ist es für mich nicht immer leicht gewesen, der Geschichte zu folgen. Oftmals musste ich auch kurz das Lesen unterbrechen und das Thema in der Suchmaschine suchen. Dadurch wird der Lesefluss nur deutlich gestört.
Beim Lesen achte ich besonders gerne auf die Ausarbeitung der Charaktere. Neuhaus ist hier sehr gut gelungen - ein runder Charakter mit Ecken und Kanten, den man schnell im Herzen hat. Dagegen total oberflächlich wirkt Suna-Marie. Auch wenn sie nicht so ein Hauptprotagonist wie Neuhaus ist, wirkt sie im Vergleich viel weniger tiefgründig als die Story es benötigen würde.
Schreibstile sind immer eine individuelle Sache. Dieser Schreibstil wurde wenig bildhaft gestaltet, es ähnelte einem Bericht und eher wie ein blankes herunter tippen von Ereignissen. Ob das der Schreibtstil des Autors ist und sich auch in anderen Büchern von ihm finden lässt, kann ich nicht beurteilen. Ein Freund von diesem Stil bin ich jedoch nicht.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir der Krimi unterm Strich ganz gut gefallen hat, es aber noch deutlich Luft nach oben gibt. Ich bin gespannt, ob die Kritik im zweiten Roman der Reihe aufgegriffen wird.