Bewegende Zeitgeschichte

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"Ich habe einen hohen Preis gezahlt, doch es reicht nicht. Es hat nie gereicht."

Als die Frankfurter Journalistin Hanna mit ihrer jugendlichen Tochter Katie für eine Recherche über die Geschichte der Verschickungskinder auf die Nordseeinsel Borkum reist, ahnt sie nicht, wie persönlich dieser Fall werden wird. Ihre eigene Mutter hat als Kind in Nachkriegszeiten sehr traumatische Erfahrungen während einer Kur auf Borkum erlitten.

Hanna möchte einen Artikel über diese dunklen Kurheime schreiben; bei ihren Recherchen trifft sie auf den Inselarzt Dr. Ole. Dieser unterstützt sie bei ihren Nachforschungen; gleichzeitig gelangt Hanna überraschend in den Besitz des Tagebuchs von Luise, einer ehemaligen Kinderbetreuerin, das ihr konkrete Hinweise auf ein mutmaßliches Verbrechen liefert.

Der Autorin, Eva Völler, gelingt es in "Der Sommer am Ende der Welt" auf sehr eindrucksvolle Weise einen fesselnden Roman mit einem dunklen Aspekt deutscher Nachkriegsgeschichte zu verbinden. Sie erzählt dabei eine bewegende Geschichte über Schuld, Verdrängung und das späte Aufarbeiten lange vergessener Ereignisse.
Besonders berührt hat mich die Art, wie Völler die historische Realität und persönliche Schicksale miteinander verwebt. Der Roman thematisiert das Leid von vielen Kindern, die unter dem Deckmantel von Fürsorge in Kurheimen Gewalt und psychischen Terror erleben mussten. Die Autorin schildert diese Missstände schonungslos, aber mit dem nötigen Feingefühl. Dabei wirft sie auch die unbequeme Frage auf, warum so viele damals geschwiegen haben.

Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit ist gut gelungen, auch wenn man beim Lesen aufmerksam bleiben muss, um die Zeitebenen nicht durcheinander zu bringen. Die Figuren – allen voran Hanna und ihre Tochter Katie – wirken glaubwürdig, ihr innerer Wandel nachvollziehbar. Besonders gelungen ist auch die Atmosphäre: Das Inselleben auf Borkum wird lebhaft und anschaulich beschrieben.

Insgesamt ist "Der Sommer am Ende der Welt" ein emotional bewegender und einfühlsam geschriebener historischer Roman. Einziger kleiner Kritikpunkt: einige Entwicklungen in der Gegenwart wirken stark konstruiert, vor allem die etwas übertrieben emotionale und sehr "blumige" Liebesgeschichte, doch das kann den Gesamteindruck kaum schmälern.
Unterhaltsam.