Das dunkle Geheimnis der Kinderverschickung
Borkum, 2025. Hanna ist Journalistin und recherchiert für einen Artikel über die früheren Kinderverschickungen auf der Insel. Ihre Mutter hat den Anstoß gegeben, indem sie ihr von den eigenen traumatischen Erlebnissen aus dem Jahr 1963 berichtete. Gemeinsam mit ihrer Tochter Katie bucht sie sich in dem Hotel ein, das früher ein Kinderheim war. Als die Hotelbetreiber davon erfahren, dass sie die die dunkle Vergangenheit des Hauses aufschreibt, stößt sie auf massiven Widerstand. Gleichzeitig werden ihr aber ein Tagebuch und weitere Hinweise auf die Missstände zugespielt. Inselarzt und Nachbar Ole unterstützt Hanna bei ihren Nachforschungen. Je mehr Hanna über die Zeit erfährt, desto mehr kristallisiert sich heraus, dass auch Oles Familie ein dunkles Geheimnis verbirgt.
Eva Völler wählt für ihren aktuellen Roman ein erschütterndes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte. Es geht um die Zeit der Kinderverschickungen. Millionen von Kindern reisten bis in die 80er Jahre zur Erholungskur überwiegend an die Nordsee. Der Roman erzählt mit fiktiven Figuren, was Tausende später über diese Zeit berichteten. Die Kinder wurden zu Nummern, bekamen weder nahrhaftes Essen noch ausreichend Fürsorge. Dass diese Missstände zudem noch Kindern passierten, ist kaum auszuhalten. Die Autorin hat einen persönlichen Bezug zu den Ereignissen und stellt aus den Berichten eine fiktive Gruppe Kinder und deren Betreuer zusammen. Man kann sich die Ohnmacht der Kinder mühelos vorstellen. Allerdings wird auch die Motivation der Heimleitung deutlich, die einen bitteren Beigeschmack hinterlässt. Im Nachwort erläutert Völler, dass weder das Hotel noch einzelne Figuren auf reale Vorbilder zurückgehen, wohl aber viele Erlebnisse und Schilderungen, die in den Roman eingeflossen sind.
Fiktion fußt auf wahren Begebenheiten
Zusätzlich verwebt Eva Völler einen spannenden Handlungsstrang rund um die Recherche von Hanna, sodass sich auch Krimileser angesprochen werden. Es geht um verschwiegene Taten, Intrigen und eine Leiche. Als Leser weiß man nie zu viel. Das Rätseln, was damals wirklich vorgefallen ist, bleibt bis zum Schluss erhalten. Die Charaktere sind keineswegs stereotyp, sodass sie immer wieder überraschen. Dennoch agieren sie glaubwürdig. Der Erzählstil ist, wie von der Autorin gewohnt, temporeich und atmosphärisch dicht. Der Sommer am Ende der Welt stellt zwar einen Unterhaltungsroman dar, ist aber keineswegs leicht verdaulich. Umso wichtiger ist es, dass er allen Betroffenen nun eine Stimme verleiht, auch wenn diese erst Jahrzehnte nach den Taten laut wird.
Eva Völler gelingt es mit Der Sommer am Ende der Welt, ein verdrängtes Kapitel deutscher Geschichte eindringlich und zugleich spannend aufzuarbeiten. Der Roman berührt, rüttelt auf und lässt die Stimmen der einstigen Verschickungskinder deutlich hörbar werden. Trotz der Fiktion spürt man die Echtheit hinter den Erlebnissen. Völler verbindet Empathie mit Spannung zu einem lesenswerten Roman, der lange nach der letzten Seite nachhallt. Die Kombination aus Nachkriegsgeschichte und Krimi ist eine Leseempfehlung wert.
Eva Völler wählt für ihren aktuellen Roman ein erschütterndes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte. Es geht um die Zeit der Kinderverschickungen. Millionen von Kindern reisten bis in die 80er Jahre zur Erholungskur überwiegend an die Nordsee. Der Roman erzählt mit fiktiven Figuren, was Tausende später über diese Zeit berichteten. Die Kinder wurden zu Nummern, bekamen weder nahrhaftes Essen noch ausreichend Fürsorge. Dass diese Missstände zudem noch Kindern passierten, ist kaum auszuhalten. Die Autorin hat einen persönlichen Bezug zu den Ereignissen und stellt aus den Berichten eine fiktive Gruppe Kinder und deren Betreuer zusammen. Man kann sich die Ohnmacht der Kinder mühelos vorstellen. Allerdings wird auch die Motivation der Heimleitung deutlich, die einen bitteren Beigeschmack hinterlässt. Im Nachwort erläutert Völler, dass weder das Hotel noch einzelne Figuren auf reale Vorbilder zurückgehen, wohl aber viele Erlebnisse und Schilderungen, die in den Roman eingeflossen sind.
Fiktion fußt auf wahren Begebenheiten
Zusätzlich verwebt Eva Völler einen spannenden Handlungsstrang rund um die Recherche von Hanna, sodass sich auch Krimileser angesprochen werden. Es geht um verschwiegene Taten, Intrigen und eine Leiche. Als Leser weiß man nie zu viel. Das Rätseln, was damals wirklich vorgefallen ist, bleibt bis zum Schluss erhalten. Die Charaktere sind keineswegs stereotyp, sodass sie immer wieder überraschen. Dennoch agieren sie glaubwürdig. Der Erzählstil ist, wie von der Autorin gewohnt, temporeich und atmosphärisch dicht. Der Sommer am Ende der Welt stellt zwar einen Unterhaltungsroman dar, ist aber keineswegs leicht verdaulich. Umso wichtiger ist es, dass er allen Betroffenen nun eine Stimme verleiht, auch wenn diese erst Jahrzehnte nach den Taten laut wird.
Eva Völler gelingt es mit Der Sommer am Ende der Welt, ein verdrängtes Kapitel deutscher Geschichte eindringlich und zugleich spannend aufzuarbeiten. Der Roman berührt, rüttelt auf und lässt die Stimmen der einstigen Verschickungskinder deutlich hörbar werden. Trotz der Fiktion spürt man die Echtheit hinter den Erlebnissen. Völler verbindet Empathie mit Spannung zu einem lesenswerten Roman, der lange nach der letzten Seite nachhallt. Die Kombination aus Nachkriegsgeschichte und Krimi ist eine Leseempfehlung wert.