Der Sommer am Ende der Welt

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97idefix Avatar

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Ein klassisch zwiegespaltendes Buch und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Journalistin Hanna begibt sich zusammen mit ihrer Tochter auf die Nordseeinsel Borkum. Dort will sie sich auf die Spuren der Verschickungskinder begeben, denn ihre Mutter war eines dieser Kinder und litt ihr Leben lang unter den damaligen Vorkommnissen.
Und hier fängt der Zwiespalt für mich an: die zwei Handlungsstränge könnten unterschiedlicher nicht sein. Zum einen ist da der Strang, der die Verschickungskinder betrifft, gut recherchiert und ein wirklich dunkles Kapitel in der deutschen Nachkriegsgeschichte wird hier schrittweise die Geschichte der Reisegruppe um Hannas Mutter aufgedröselt, vom Abgeben der Namen bis zum Esszwang und weiteren subtilen Foltermethoden. Der Übergang zum zweiten, parallelen Handlungsstrang, der sich um die Journalistin Hanna und ihr Leben incl. dem Kennenlernen eines neuen Mannes dreht ist nun fließend, denn die Bewohner von Borkum waren familiär bereits in die Vorkommnisse um die Verschickungskinder verwickelt, teilweise ohne dass ihre Nachfolger diese im Detail wussten. Und so verbinden sich die Stänge und führen zu Unruhe und Verwicklungen.
Interessantes Buch, das mir die Geschichte der Verschickungskinder näher gebracht hat, kenne ich doch aus den Urlauben auf den Inseln zahlreichen ehemalige „Kinderheime“, auch wenn diese heute überwiegend in der Hand von Schulen sind. Allerdings fand ich die ganze persönliche Hanna-Geschichte zeitweise ein bisschen zuviel, die Liebe auf den ersten Blick, die Verwicklung des neuen Geliebten, die Halluzinationen etc.
Alles in allem aber ein durchaus gelungenes Werk.