Ein Generationen Schicksal

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annemf Avatar

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Journalistin Hannah Lorenz reist mit ihrer knapp 16 jährigen Tochter Katie auf die Insel Borkum. Ihr Plan einen Artikel über die schlimmen Erlebnisse einstiger Verschickungskinder zu schreiben. Ihre eigene Mutter war in den 1960er Jahren mit fünf Jahren traumatischen Erlebnissen ausgesetzt. Ihre Nachforschungen passen einigen überhaupt nicht und schon bald sieht sie sich feindlichen Einstellungen gegenüber. Was sie von Sabine über die Kinderkur in dem Erholungsheim Villa Aurelia erfuhr, ist sehr schlimm. Die Kinder freuten sich und fühlten sich wie in einem Schloss, das nach einem Märchen klang. Doch schon bald erfahren sie, was sie da alles Schreckliches erleben. Die Strenge der leitenden Erzieher von der Einheitskleidung bis zur Nummerierung der Kinder. Zwangsfütterung und Schläge wechselten sich ab. Tante Angela hatte alles im Griff. Eine Frau deren Worte fast immer wie ein Peitschenknall klangen. Ein Tagebuch bringt vieles ans Licht und ein tragischer Todesfall sollte verheimlicht werden. Hätte er gerettet werden können? Solange die Aufpasser an einem Strang ziehen, wird sich nichts ändern. Man will nicht, dass Hannah über die Geschehnisse berichtet und auch in Oles Familie erfährt man erschreckende Nachrichten. Wird es am Ende gar die beginnende Liebesbeziehung der beiden gefährden?

Es gibt Triggerwarnungen im Buch für schockierende Abscheulichkeit. Was haben NS-Täter in dem Heim getrieben? Einfach nur schlimm. Ich erinnere mich, wie ich selbst als Kind 1963 in einem Kinderheim in der Pfalz ankam. Da herrschte Zug und Ordnung, wer nicht parierte, bekam Ohrfeigen, so wie bei mir ab und zu. Wenn die Bettlaken nicht stramm gezogen waren, durfte man mit den anderen nicht raus an die Luft. In der Erziehung Strenge habe ich mich selbst im Buch wiedergefunden. Sonst aber waren es schöne Erlebnisse. Das, was die Borkum Kinder erlebten, kannten wir nicht. Und doch war ich froh, als ich die Kinderheilstätte wieder verlassen durfte.

Das Buch beschreibt viele reale Vorfälle, die abwechslungsreichen Handlungsstränge brachten mich wieder in die Normalität zurück. Der Schreibstil der Autorin ist tief bewegend und auch spannend erzählt. Es war mein erstes Buch von Eva Völler und ich wurde gut unterhalten.