Ernüchternd
In Eva Völlers neuem Roman "Der Sommer am Ende der Welt" begibt sich die Journalistin Hanna nach Borkum, um die Geschehnisse rund um das ehemalige Kindererholungsheim aufzuarbeiten – jenen Ort, an dem auch ihre Mutter einst schreckliche Erfahrungen machen musste. Vor Ort stößt Hanna jedoch nicht nur auf dunkle Abgründe, die weit tiefer reichen, als sie es je geahnt hätte. Zugleich begegnet sie Menschen, die ihr nahekommen und sie vor weitreichende Entscheidungen stellen.
Ich habe bereits vier Bücher von Eva Völler gelesen, die mich allesamt überzeugen konnten. Besonders schätze ich ihren einfühlsamen Schreibstil, ihr Gespür für Details sowie die Art, wie sie historische Bezüge in ihre Geschichten einwebt. Entsprechend groß war meine Vorfreude auf "Der Sommer am Ende der Welt". Der Klappentext ließ eine tiefgründige Handlung erwarten – reich an Geschichte, Emotionen und atmosphärischer Dichte.
Bekommen habe ich jedoch einen Roman, der mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen hat: zwischen stimmiger Atmosphäre, bewegenden Rückblenden und eindrucksvollen Schilderungen auf der einen Seite – und einer Handlung, die mir stellenweise zu viel wollte, an anderer Stelle jedoch zu oberflächlich blieb, gerade in Bezug auf das zentrale Thema des ehemaligen Kindererholungsheims.
Nach wie vor überzeugend empfand ich die Atmosphäre. Die norddeutsche Küste mit Wind, Watt und Einsamkeit ist eindrucksvoll eingefangen. Diese Kulisse trägt entscheidend zur Stimmung bei und harmoniert gut mit den bedrückenden Ereignissen im Kindererholungsheim.
Auch Völlers Schreibstil überzeugt einmal mehr: klar, flüssig und angenehm lesbar. Ihre besondere Stärke liegt für mich darin, Gefühle einzufangen und erlebbar zu machen.
Besonders die Rückblenden haben mir dabei gefallen, da sie Dynamik in die Erzählung bringen und die Geschehnisse noch greifbarer machen.
Das Hauptproblem liegt für mich jedoch in der Handlung. Allzu oft verliert der Roman das eigentliche Thema – die Geschehnisse im Heim – aus den Augen und schweift in banale oder unpassend wirkende Nebenstränge ab. Vor allem die um Hanna konstruierte Nebenhandlung wirkte auf mich zu dramatisch und wenig organisch in das Gesamtkonzept eingebunden. Statt die bedrückende Hauptthematik konsequent zu vertiefen, werden thrillerartige Elemente eingeflochten, die mit dem ansonsten stillen Tonfall des Romans kaum harmonieren.
Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen konnten mich nicht vollständig überzeugen. Häufig fehlte es mir an Authentizität, und insbesondere die Figur von Hannas Tochter wirkte eher wie ein dramaturgisches Hilfsmittel denn wie ein lebendiger Charakter.
Zwar entsteht durchaus Spannung – vor allem durch die Rückblicke und die Enthüllungen rund um das Kindererholungsheim –, doch die überdramatisierte Nebenhandlung unterbrach diese Spannung immer wieder und nahm der eigentlichen Geschichte die stille Wucht, die sie hätte entfalten können.
Fazit:
Der Sommer am Ende der Welt ist atmosphärisch stark und stilistisch sicher geschrieben, doch es mangelt für mich an Fokus und innerer Stimmigkeit. Die dramatische Nebenhandlung nimmt mMn. der berührenden Kernhandlung die Tiefe, die sie verdient hätte. So blieb für mich am Ende leider ein eher ernüchternder Gesamteindruck zurück.
Ich habe bereits vier Bücher von Eva Völler gelesen, die mich allesamt überzeugen konnten. Besonders schätze ich ihren einfühlsamen Schreibstil, ihr Gespür für Details sowie die Art, wie sie historische Bezüge in ihre Geschichten einwebt. Entsprechend groß war meine Vorfreude auf "Der Sommer am Ende der Welt". Der Klappentext ließ eine tiefgründige Handlung erwarten – reich an Geschichte, Emotionen und atmosphärischer Dichte.
Bekommen habe ich jedoch einen Roman, der mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen hat: zwischen stimmiger Atmosphäre, bewegenden Rückblenden und eindrucksvollen Schilderungen auf der einen Seite – und einer Handlung, die mir stellenweise zu viel wollte, an anderer Stelle jedoch zu oberflächlich blieb, gerade in Bezug auf das zentrale Thema des ehemaligen Kindererholungsheims.
Nach wie vor überzeugend empfand ich die Atmosphäre. Die norddeutsche Küste mit Wind, Watt und Einsamkeit ist eindrucksvoll eingefangen. Diese Kulisse trägt entscheidend zur Stimmung bei und harmoniert gut mit den bedrückenden Ereignissen im Kindererholungsheim.
Auch Völlers Schreibstil überzeugt einmal mehr: klar, flüssig und angenehm lesbar. Ihre besondere Stärke liegt für mich darin, Gefühle einzufangen und erlebbar zu machen.
Besonders die Rückblenden haben mir dabei gefallen, da sie Dynamik in die Erzählung bringen und die Geschehnisse noch greifbarer machen.
Das Hauptproblem liegt für mich jedoch in der Handlung. Allzu oft verliert der Roman das eigentliche Thema – die Geschehnisse im Heim – aus den Augen und schweift in banale oder unpassend wirkende Nebenstränge ab. Vor allem die um Hanna konstruierte Nebenhandlung wirkte auf mich zu dramatisch und wenig organisch in das Gesamtkonzept eingebunden. Statt die bedrückende Hauptthematik konsequent zu vertiefen, werden thrillerartige Elemente eingeflochten, die mit dem ansonsten stillen Tonfall des Romans kaum harmonieren.
Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen konnten mich nicht vollständig überzeugen. Häufig fehlte es mir an Authentizität, und insbesondere die Figur von Hannas Tochter wirkte eher wie ein dramaturgisches Hilfsmittel denn wie ein lebendiger Charakter.
Zwar entsteht durchaus Spannung – vor allem durch die Rückblicke und die Enthüllungen rund um das Kindererholungsheim –, doch die überdramatisierte Nebenhandlung unterbrach diese Spannung immer wieder und nahm der eigentlichen Geschichte die stille Wucht, die sie hätte entfalten können.
Fazit:
Der Sommer am Ende der Welt ist atmosphärisch stark und stilistisch sicher geschrieben, doch es mangelt für mich an Fokus und innerer Stimmigkeit. Die dramatische Nebenhandlung nimmt mMn. der berührenden Kernhandlung die Tiefe, die sie verdient hätte. So blieb für mich am Ende leider ein eher ernüchternder Gesamteindruck zurück.