Nummern statt Namen: Erschütternde Kinderschicksale

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downey_jr Avatar

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"'Wie heißt du denn, Kleine?' fragte er.
'Nummer acht', sagte sie höflich.
Er zog die Brauen hoch. 'Und dein richtiger Vorname?'
'Den habe ich vorm Haus abgegeben. Ich bin jetzt bloß noch die Nummer acht.'"


In Eva Völlers Roman „Der Sommer am Ende der Welt“ reist die Journalistin Hanna nach Borkum, um dort für einen Zeitungsartikel zu recherchieren. Es geht um die traumatischen Erfahrungen ehemaliger „Verschickungskinder“, die damals in der „Villa Aurelia“ auf Borkum Schlimmes erlebt haben. Auch Hannas Mutter war damals dort, was Hannas Arbeit auch zu einem sehr persönlichen Anliagen macht.
Sie reist gemeinsam mit ihrer 16jährigen Tochter Kathi, die ihre Mutter jedoch eher widerwillig begleitet. Untergebracht sind sie in einem Nobelhotel – und genau hier war damals das Kinderkurheim.
Kaum auzf der Insel, verliebt Hanna sich in den Inselarzt Ole; auch für ihn ist es Liebe auf den ersten Blick.
Als eines Tages vor Hannas Hotelzimmertür das Tagebuch einer ehemaligen Kinderbetreuerin des Kinderkurheims liegt, gibt es Hinweise auf ein vertuschtes Verbrechen. Und es scheint so, als ob es Oles Familie ein schreckliches Geheimnis gibt ...
Stück für Stück wird die Vergangenheit aufgedeck - doch nicht alle auf der Insel möchten, dass die Wahrheit ans Licht kommt ...

Wenn man bedenkt, dass auch zwei Geschwister der Autorin Eva Völler damals in Kinderkurheime verschickt wurden, macht es diese zu einem sehr persönlichen Roman.
Thematisch hat mich an dem Buch besonders der historische Hintergrund, das schlimme Schicksal der Verschickungskinder interessiert und berührt. Darüber müsste viel mehr berichtet werden und ich habe mir vorgenommen, noch mehr zu dem Thema zu lesen und zu recherchieren.

Der Roman war meiner Meinung nach insgesamt thematisch ein wenig überladen; die Liebesgeschichte war sehr klischeehaft und hätte meiner Meinung nach nicht unbedingt sein müssen.
Der Schreibstil war jedoch gut lesbar; es kam auch ordentlich Spannung auf. Besonders die Kapitel über die Vergangenheit fand ich sehr interessant; nur die Tagebucheinträge waren aufgrund der Schreibschrift etwas schwer lesbar, das störte den Lesefluss etwas.

Insgesamt ein spannender Unterhaltungsroman zu einem historisch sehr interessanten Thema.