Recherche in die Vergangenheit
Ich habe alle Bücher von Eva Völler gelesen und war auch dieses Mal wieder begeistert trotz der schweren Kost: Kinderverschickung zum Aufpäppeln von meist Arbeiterkindern. Viele Wochen waren selbst Kleinkinder von ihren Eltern wegen einer Kur von ihren Eltern getrennt. Heute völlig undenkbar. Ich habe bereits einige Berichte gelesen über den Horror, denen die Kinder in solchen Kurheimen ausgesetzt waren. So viele sind traumatisiert fürs Leben. So ergeht es auch der Mutter von der 40-jährigen Hanna, die mit ihrer 16-jährigen Tochter nach Borkum fährt, um über dieses Thema zu recherchieren. Sie wohnen ausgerechnet in dem Hotel, in dem früher so ein Kinderkurheim war, und zwar genau das, in dem die Mutter von Hanna als kleines Kind Schreckliches erleben musste. Wie immer ist der Schreibstil sehr mitreißend, die Personen waren entweder gut oder böse, die Handlung ich den Rückblenden natürlich oft verstörend. Alles in allem fand ich, dass etwas zu viele Themen in dieses Buch reingepresst wurden: Vergangenheit im Kinderheim, ein Mord, die urgewaltige Verliebtheit von Hanna in Ole, parallel dazu die erste große Liebe ihrer Tochter, Altersdemenz und Traumabewältigung. Gestört haben mich die inflationär benutzen Begriffe „Mom“ und „Bitch“. So völlig unnötig. Auf einer Seite kam das Wort „Mom“ acht Mal vor. Diese „Jugendausdrücke“ wirkten so gewollt modern sein wollen und empfand ich als unangenehm. Trotz dieser Kritikpunkte war das Buch ein exzellenter Lesegenuss, ich gebe eine ganz klare Kaufempfehlung!