Spannend, emotional und absolut lesenswert!

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In ihrem Buch „Der Sommer am Ende der Welt“ widmet sich Eva Völler einem Thema, das lange totgeschwiegen wurde.
Es wird in mehreren Erzählsträngen auf verschiedenen Zeitebenen erzählt. Einerseits interviewt die Journalistin Hanna ein ehemaliges Verschickungskind namens Sabine, ihre fiktiven Berichte werden zum Zeitzeugnis, stellvertretend für die vielen Kinder, die damals dasselbe Schicksal erlitten haben.
Hanna reist mit ihrer 16-jährigen Tochter Katie zu Recherchezwecken in das ehemalige Kinderheim in Borkum, in dem auch ihre Mutter damals untergebracht war, das jedoch mittlerweile zu einem Luxushotel umgebaut wurde.
Gleich bei ihrer Ankunft lernt sie den sympathischen Inselarzt Ole kennen, der gleich neben dem Hotel seine Ordination betreibt. Die gegenseitige Zuneigung lässt sich nicht verbergen.
Auch Katie, die eigentlich widerwillig mit nach Borkum kommt, findet in Bengt, dem Sohn der Hotelbetreiberin einen mehr als guten Freund.
Hanna wird das Tagebuch einer ehemaligen Kinderbetreuerin und eine Landkarte mit einer Markierung von einer unbekannten Person zugespielt. Dadurch kommen grausige Enthüllungen zu Tage, die sich mit den Erzählungen von Sabine decken.
Indes spitzt sich auch die Lage im Hotel zu, die Betreiberin Isa ist längst nicht mehr so freundlich, nachdem sie merkt, dass Hanna ihre Recherchen nicht einstellt. Mit dem Bericht steht nicht nur für die Betreiber des Hotels, sondern auch für Ole viel am Spiel. Auch sein Großvater war in die Machenschaften der Verschickungsindustrie und noch darüber hinaus, während des NS-Regimes als Lagerarzt verstrickt.
Eva Völler versteht es, ihre Charaktere authentisch zu zeichnen. Hanna ist im Zwiespalt, wieviel kann sie in ihrem Artikel verwerten, ohne die Gefühle und das Ansehen von Ole zu zerstören. Ole ist ihr Fels in der Brandung, er unterstützt sie nicht nur emotional, er steht ihr auch bei ihren gesundheitlichen Problemen zur Seite.
Katie ist für ihr Alter sehr reif, sie mausert sich von der Zicke, die sie zu Beginn der Ankunft ist, in ein aufgewecktes, pflichtbewusstes Mädchen, was wahrscheinlich auch am Einfluss ihrer ersten großen Liebe liegt.
Schlimm waren die Berichte aus den Sechzigerjahren, wo das Leid der Verschickungskinder thematisiert wird. Es ist kaum zu ertragen, wie grausam Menschen sein können, damals wurde den Kindern nicht geglaubt und es gab dazu kaum Aufarbeitung. Obwohl die Rahmengeschichte fiktiv ist, sind die Fakten belegt.