Starkes Thema, schwache Umsetzung

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Es war mein erstes Buch von Eva Völler und ich bin mir noch nicht sicher, ob ich zu einem weiteren greifen werde. Die Idee, das Schicksal der Verschickungskinder in den Mittelpunkt zu stellen, hat mich sofort interessiert. Millionen Kinder wurden damals in Kurheime geschickt, um zu gesunden, doch viele erfuhren stattdessen Gewalt, Demütigung und Isolation. Das Thema ist wichtig und erschütternd, leider bleibt die Umsetzung teilweise oberflächlich.

Die Geschichte folgt Hanna, einer Journalistin, die gemeinsam mit ihrer Tochter Katie nach Borkum reist. Ihre Mutter war selbst ein Verschickungskind und Hanna möchte recherchieren, was damals wirklich geschah. Unterstützt wird sie von Sabine, die ihre Erinnerungen teilt. Diese Passagen sind spannend und emotional, besonders die Tagebucheinträge geben Einblicke, die sehr berühren.

Leider verliert der Roman im weiteren Verlauf den Fokus. Nebenhandlungen wie Hannas Liebesgeschichte oder die Beziehung ihrer Tochter Katie wirken konstruiert und nehmen dem eigentlichen Thema viel Raum weg. Auch Themen wie NS-Vergangenheit, Mordfälle oder gesundheitliche Probleme von Hanna wirken überladen und lenken vom Kern ab. So bleibt das Hauptanliegen, also die Erfahrungen der Verschickungskinder, oft zu oberflächlich.

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, die Inselbeschreibungen stimmungsvoll, doch hätte die Geschichte (für meinen Geschmack) von den Kindern selbst noch stärker erzählt werden dürfen. Die zwei Zeitebenen mit Rückblenden und Tagebuchauszügen sind ein guter Ansatz, werden aber nicht konsequent genutzt. Insgesamt ist es ein interessantes Buch mit einem wichtigen Thema, das aber mehr Tiefe gebraucht hätte.