Temporeich, spannend, romantisch - und düster

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
sokapian Avatar

Von

"Der Sommer am Ende der Welt" behandelt ein trauriges und finsteres Kapitel der deutschen Geschichte: Journalistin Hanna, die Protagonistin des Romans, möchte einen Artikel über das Leid ehemaliger Verschickungskinder schreiben. Ihre Mutter war selbst eines dieser Kinder, verbrachte schreckliche und traumatische Wochen in einem vermeintlichen Kinderkurheim auf Borkum. Und genau dorthin reist nun Hanna, um zu recherchieren. Mit dabei ist ihre Teenie-Tochter Katie, die anfangs wenig Begeisterung zeigt für diese Art des Sommerurlaubs. Doch Katie lernt Bengt kennen und Hanna den Inselarzt Ole. Was folgt sind Tage voller erschütternder Entdeckungen, voller Liebe, Spannung, Tragödie und Dramatik. Und ein gutes Stück Borkum-Sightseeing liefert der Roman auch noch.

Autorin Eva Völler schreibt flüssig und anschaulich, wodurch das Buch direkt in die Kategorie "Liest sich so weg" fällt. Völler erzählt temporeich:
Die eigentliche Geschichte spielt in einem Zeitraum von wenigen Tagen. In dieser Zeit passieren aber so viele Taten und Wendungen, dass es sich auch um mehrere Wochen handeln könnte.
Dem Lesefluss tut das Tempo sehr gut. Allerdings wirkt es sich an der einen oder anderen Stelle leicht negativ aus: So erscheint zum Beispiel die Liebesgeschichte zwischen der Protagonistin und Arzt Ole etwas zu gewollt und zu rasant.

Leserinnen und Leser verfolgen hauptsächlich das gegenwärtige Geschehen aus Hannas Perspektive. Zwischendurch wechselt der Blickwinkel aber auch und man bekommt Einblicke in die Gedankenwelt anderer Figuren, wie etwa Oles oder Katies.
Episoden über die Verschickungskinder werden zum Beispiel über Hannas Interviews mit einer Zeitzeugin oder Tagebucheinträge wiedergegeben. Teilweise schon nahezu krimihaft dargestellt, sind die erschütternden Ereignisse während der vermeintlichen "Kinderkuren". Schicksale werden aufgedeckt, die sich bis in die Gegenwart auswirken. Insgesamt eine abwechslungsreiche und gelungene Erzählweise.

Auch wenn das Thema des Buches tragisch ist, hat der Roman doch etwas von Sommerschmöker. Dafür sorgen sowohl die Liebesgeschichte zwischen Hanna und Ole als auch die schönen Eindrücke von Sommertagen auf Borkum. Wer Lust hat auf einen kurzweiligen, durchaus spannenden Roman und wer zumindest oberflächlich in die Geschichte der Verschickungskinder einsteigen möchte, trifft mit "Sommer am Ende der Welt" die richtige Wahl.