Verschickungskinder auf Borkum

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nick22 Avatar

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Das Cover hat für mich etwas leicht trauriges aber ich finde es dennoch ansprechend. Es drückt für mich schon die Stimmung des Buches aus und man merkt, dass es kein Schönwetterroman ist, sondern ein ernstes Thema behandelt wird.

Die Journalistin Hanna, fährt auf Borkum um für einen Artikel über Verschickungskinder zu recherchieren. Mit dabei ist ihre 15jährige Tochter Katie. Die beiden haben sich in ein Hotel eingebucht, in dem früher ein Kinderkurheim gewesen ist. Ihre Mutter war eines der Kinder und deshalb möchte sie dem Ganzen auf den Grund gehen. Die Besitzer des Hotels sind nicht so erfreut, als sie von dem Artikel erfahren, da sie keine schlechte Publicity möchten.

Nach und nach erfährt Hanna immer mehr Details aus den Zeiten der 60er Jahre und die Verschickungskinder, was sie zunehmend belastet und an dem Artikel zweifeln lässt.

Eva Völler schafft es durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven, den Leser unglaublich gut in die Geschichte hinein zu ziehen. Es ist einmal die Gegenwart, die erzählt wird und dann bekommt man dem Zeitraum aus 1963 einmal aus der Perspektive einer Betreuerin mit, aber auch durch Telefoninterviews aus Sicht eines damaligen Kindes.

Die jeweiligen Kapitel sind durch unterschiedliche Schriftarten nochmals optisch abgetrennt vom laufenden Plott.

Ich muss sagen, dass es das erste Mal gewesen ist, wo ich mich mit dieser Thematik näher auseinander gesetzt habe. Die Autorin schafft es die harten Fakten gut unterzubringen, weil die Protagonistin als Journalistin diese gut mit einbringt. Es ist ein guter Mix aus "nichts beschönigen", aber auch dennoch nicht den Romancharakter zu verlieren. Alles in allem hat mir das Buch wirklich gut aufgezeigt, mit welchen Machenschaften das Kinderkuren-Thema verbunden war und welch großes Ausmaß dies damals hatte. Andererseits war es auch so ein schöner Roman, da noch weitere Handlungsstränge passiert sind. Manches war gerade im letzten Drittel für mich etwas überflüssig und es gab einige Längen, aber dennoch ließ es sich sehr gut lesen und hat mir gute Lesestunden bereitet.

Es war das zweite Buch, das ich von der Autorin gelesen habe und ich mag es sehr, wie sie es schafft geschichtliche Fakten in die Romane einfließen zu lassen.