Der goldene Käfig

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dieamara Avatar

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Selma ist eine junge Frau aus gehobenen Kreisen, sie kennt ihren Platz, doch sie liebt es ab und an zu provozieren. Bereits im Prolog lernt man sie als spitzbübisch umherschleichendes Ding kennen, die sich ihre Freiheit erschleicht und genießt. In dem Hotel, in dem sie jedes Jahr ihre Sommerzeit verbringt, findet sie einen Käfig mit einem hübschen Vogel darin. Sie lässt ihn frei und er wird direkt von einer Katze erwischt, weil er zu unbeholfen in die Freiheit stolperte. Dieses Sinnbild scheint mir ein Vorbote auf die kommende Geschichte zu sein. Die Geschichte beginnt kurz vor Ausbruch des ersten Weltkriegs, Selmas jüngerer Bruder hat sich erfolgreich bei der Fliegerstaffel beworben und man ahnt bereits, dass er in das Kriegsgeschehen geraten wird.
Ich war etwas überrascht von Selmas doch recht freizügigem Verhalten: Sie trägt einen Hosenrock, sie hat bereits mit ihrem Verlobten geschlafen und schreibt sich mit ihm doppeldeutige Briefe. Zugleich scheint sie mir doch recht naiv und unerfahren. Sie versucht eine verruchte junge Dame zu sein, doch der letzte Schliff fehlt ihr noch.
Der Schreibstil ist ausufernd und zuweilen verschnörkelt umständlich. Die Sprache wirkte auf mich, als versuchte sie sich dem Stil der damaligen Zeit anzupassen - etwas gezwungen.
Alles in allem klang das Buch aber nach einem soliden Schmöker, deshalb würde ich es sehr gern lesen.