Zu Beginn des 20. Jahrhunderts im feinen Baden-Baden...

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Heidi Rehn trifft in ihrem Buch "Der Sommer der Freiheit" absolut den Ton der Zeit. Man hat das Gefühl eine Novelle von Eduard von Keyserling zu lesen, so sehr schafft es Rehn im Stil der Jahrhundertwende zu schreiben ("Bsp.: "Die Sonne schickte sich gerade an, um die Ecke des Südflügels zu spitzen.").
Die Erwartungshaltung ist von Anfang an groß: in dem Moment, in dem die junge Selma im Baden-Badener Hotel im Sommer 1913 zur Sommerfrische erscheint, möchte man sofort wissen wie es mit ihr weitergeht. Welche Abenteuer wird sie in dem chiquen badischen Kurort erleben? Man ahnt: es hat etwas mit Liebe und "zur Frau werden" zu tun. Der Schauplatz Hotel, Kurort, bietet eine Menge Potential, ich liebe solche Bücher, in denen Menschen an einem anderen Ort zu sich selbst finden. Es hat auch etwas von "Zauberberg", das muss man schon sagen. Liest man dann weiter denkt man: huch, die junge Frau ist schon verlobt, mit einem gewissen Gero, Gutsbesitzer, adelig, "Socius", also das kann ja in einem solchen Buch nur heißen: heiraten wird sie ihn wohl eher nicht. Da wird ein anderer Mann ankommen, ein dritter, der sie verzaubern wird. Huch, das Mädchen hat auch noch eine weise Großmutter, die "Meta" heißt...wenn man da nicht sofort an "Downton Abbey" denken muss...Dann im ersten Kapitel scheint sich der Eindruck zu bestätigen: Gero, der geheimnisvolle Verlobte, besucht Selma nicht in Baden-Baden, na wenn das nicht der Anfang vom Ende ihrer Beziehung ist...

Ein wirklich gutes Buch im Fontane-Stil, nur ohne das traurige Ende, höchstwahrscheinlich...