Kein Vergnügen...

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Der Markt historischer Romane wird ja momentan mit Büchern überschwemmt, die im frühen 20. Jahrhundert, um den Ausbruch des 1. Weltkriegs herum spielen. Ganz klar, ist es doch ziemlich genau 100 Jahre her, seit dieser durch das Attentat am österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajewo seinen Ausbruch nah. Auch mich interessiert diese Zeit, wie mein Blog- und Internetname schon sagt, bin ich ein Fan des großen Buches, das die Gemütsstimmung dieser Zeit wie kein anderes getroffen hat. Natürlich kann man nicht immer nur den "Zauberberg" von Thomas Mann lesen und guckt sich auch gerne mal nach anderer Lektüre, die - freilich retrospektiv und ohne die Zeit selbst erlebt zu haben - von heutigen Autoren stammt. Heidi Rehn hat mich angelacht und ihr Buch "Der Sommer der Freiheit" schien nach der Leseprobe nach meinem Geschmack: ein Frauenroman im Stil des 19. Jahrhunderts, mit zentraler Hauptfigur, die von der Sommerfrische in Baden-Baden aus die Welt entdeckt. Leider hat sich dieses Buch als ziemlicher Reinfall erwiesen: die Handlung ist einfach nur gähnend langweilig, obwohl stets versucht wird durch pseudospannende Intrigen und dramatische Konstellationen den Leser bei der Stange zu halten. Die Figuren sind einfach nur lächerlich, haben keinerlei Tiefe und sind auch sonst alles andere als dreidimensional. Ihr Handeln ist absurd, aber nicht wie es realisitisch und der Kontingenz des Lebens geschuldet wäre-es ist einfach nur absurd und entbehrt jeden Realismus. Die Dialoge sind hölzern und kitschig. Ich sage nicht, dass die Autorin nicht schreiben kann, doch, schreiben kann sie schon, aber ihre Charaktere, die einen Roman ja ausmachen, sind leider völlig daneben. Selma, Constanze, Robert und Gero - ach, was hätte man nur alles daraus machen können! Wenn die Figuren Tiefe gehabt hätten, hätte dies ein packender Roman werden können, so ist es einfach nur eine Soap mit bemüht historischem Setting, das vorgibt authentisch zu sein ohne Witz, ohne Verve und ohne Spannung. Ich habe mich wirklich ziemlich geplagt diesen Roman zu Ende zu lesen und muss sagen, dass es sich leider nicht gelohnt hat. Zwei Sterne aber für das erzählerische Durchhaltevermögen der Autorin, die diese blutarmen Charaktere bis in die Zwanziger Jahre und über 600 Seiten geschleppt hat.