Letzer Sommer der Freiheiten

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Selma stammt aus gutbürgerlichen Verhältnissen und verbringt wie jedes Jahr die Sommerfrische in Baden-Baden. Zusammen mit Bruder Grischa, Eltern und Großmutter lässt sie es sich gut gehen. Gerade hat sie ihren Führerschein gemacht und der Verlobte überlässt ihr sein Auto für Ausflüge. Selma lernt den französischen Fotografen Robert kennen und bei einer Panne die Technik begeisterte Constanze. Zusammen bilden sie ein unternehmungslustiges Trio. Selma hat keine Zukunftspläne, sie will nur eine gute und vorzeigbare Ehefrau werden. Constanze dagegen will studieren und die Maschinenfabrik ihres Vaters übernehmen. Robert ist ein Frauenschwarm und verdreht auch den Freundinnen den Kopf. Aber Selma wird Gero heiraten und auch eine Tochter bekommen. Aber wer ist der Vater? Der erste Weltkrieg bringt das Leben aller Beteiligten durcheinander. Die Männer erleben schreckliche Dinge im Krieg und zweifeln an ihrer Menschlichkeit. In Berlin ist der Krieg weit weg und nur die Politiker rasseln heftig mit den Säbeln. Die Freunde bleiben in Verbindung und verabreden sich: Freitag nach dem Krieg im Cafe Kranzler.

Heidi Rehn hat einen schönen Schreibstil und die alte Zeit entsteht vor dem inneren Auge. Hauptsächlich beschreibt sie die Kriegsauswirkungen auf die Menschen daheim, weit weg von der Front und dennoch betroffen durch Familienangehörige im Kriegsgeschehen. Als Leser bekommt man ein Gefühl für die Kriegsverweigerung der normalen Bürger. Mir haben aber die großen Zeitsprünge nicht gefallen. Plötzlich sind sie gute Freunde, Selma hat eine Affäre, der Krieg ist da und dessen Ende. Trotz der 600 Seiten ist nicht viel passiert, mir fehlte die Spannung. Die Figuren kommen einem nicht nahe. Als Einzige konnte Constanze mit der neuen Freiheit für die Frauen etwas anfangen, sie war meine sympatischste Figur.