"Man kann viel, wenn man sich nur recht viel zutraut."

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
carmens bücherkabinett Avatar

Von

Wie jedes Jahr verbringt die frisch verlobte Selma mit ihrer Familie die Sommerfrische in Baden-Baden im Hotel Bellevue. Selma ist glücklich verlobt und kann es kaum erwarten, ihrem Verlobten Gero das elegante Ambiente, das Kintopp, die Konzerte, Spaziergänge usw. zu zeigen und mit ihm zusammen zu erleben. Doch dann sagt Gero ab. Schickt ihr aber seinen Wagen, einen Audi, damit sie nicht weiter ihre Fahrkenntnisse üben, sondern auch Ausflüge in die Umgebung machen kann.

Zum Entsetzen ihrer Mutter Hedda, nimmt Selma das Angebot gerne an und macht sich mit ihrem Bruder Grischa auf, die nähere Umgebung zu erkunden. Bei einem Ausflug allerdings, gerät das Fahrzeug ins Stocken und geht aus. Glücklicherweise erhalten sie Hilfe von Constanze, die mit ihrem Vater unterwegs ist. Zwischen den drei iungen Leuten entwickelt sich schnell eine Freundschaft. Von nun an unternehmen sie zu dritt ihre Ausflüge, bis Grischa schließlich zu den Fliegern geht. Als Selma und Constanze danach ihre Ausflüge nur noch zu zweit durchführen, lernen sie den französischen Fotografen Robert kennen. Obwohl Selma glücklich mit Gero verlobt ist, beginnt sie für Robert zu schwärmen und verliebt sich in ihn. Bald schon ist Selma zerrissen zwischen ihrem Verlobten und ihrer aufkeimenden Liebe zu Robert. Als dann auch noch der Krieg ausbricht, wird die Lage noch komplexer, denn plötzlich ist Robert der Feind.

Auch wenn ich zu Beginn mit Selma nicht viel anfangen konnte, sie sehr unsympathisch, arrogant und verwöhnt empfand, wandelte sie sich im Laufe des Buches immer mehr. Constanze dagegen war mir von Anfang an sehr sympathisch, leider spielte sie nur eine Nebenrolle.
Die Geschichte von Selma ist interessant, rasant und mitreißend. Ab dem Zeitpunkt, da Selma Robert kennenlernt, nimmt die Geschichte Fahrt auf. Nicht nur der Krieg, sondern auch die Situation um Selma treiben die Entwicklung der Geschichte voran und lassen den Leser kaum zum Atmen kommen.

Das Buch umfasst rund 650 Seiten und ist in drei große Teile (1913 – 1920) unterteilt. Zwischendrin gibt es immer mal wieder Zeitsprünge, bei denen man deutlich merkt, dass die Geschichte, wohl wegen des Umfangs, etwas gerafft wurde. Gerne hätte ich an diesen Stellen mehr von Selma und ihrer Familie gelesen, doch auch so fehlte eigentlich nichts, um dem Verlauf der Geschichte problemlos folgen zu können.

Die Schrecken des Krieges bleiben zunächst blass und im Hintergrund, so dass man sich fragt, herrscht hier wirklich Krieg? Aber dann gerät Selma mitten rein und der Leser erfährt hautnah die Schrecken.

An den Schreibstil musste ich mich erst gewöhnen, aber bald ging es flott voran und die anfänglichen Schwierigkeiten waren vergessen. Die Autorin schafft in dem Buch ganz unterschiedliche Atmosphären, die zu den jeweiligen Szenen und Orten passen. Daher durchlebt der Leser nahezu alle möglichen Emotionen von erwartungsfroher Neugierde, Sinnlichkeit bis hin zu Todesangst und Trauer.

Am Ende des Buches findet der Leser noch einen Anhang, indem französische Begrifflichkeiten oder Sätze übersetzt werden, dazu einen umfangreichen Glossar und eine Nachbemerkung der Autorin zum Buch und dem historischen Rahmen.

Fazit:
Angelockt durch das wunderschöne Cover konnte ich mich nach anfänglichen Startproblemen auf einige schöne Lesestunden freuen, in denen ich mit Selma erlebte, litt, kämpfte und liebte. Meine Empfehlung für die Sommerfrische in diesem Jahr.