gefühlvoll und wunderschön

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
elohym78 Avatar

Von

Hannahs Leben ist auf einem Scheideweg. Sie kann nicht nur Mutter sein, sondern möchte auch von ihrem Mann geliebt und gefördert werden, doch dies bietet Nils ihr einfach nicht. Um sich neu zu orientieren, packt sie ihre Sachen zusammen und geht mit ihrem Sohn Max für ein Sabbatical von Lüneburg nach Island. Ob das wilde Land ihr helfen kann, zu sich selbst zurück zu finden? Kann der schweigsame und doch wunderbare Künstler Jón ihr helfen?

Monika steckt in einer tiefen Sinnkrise. Sie ist verlobt, reich, angesehen und steht mit beiden Beinen fest im Leben. Doch was ihr fehlt, ist Anerkennung für ihre Kunst und Liebe. Als sie bei einem Islandurlaub Kristján kennen und lieben lernt, sieht sie die Chance zum Ausbruch aus ihrem tristen Alltag.

Das Cover zeigt die beiden Protagonistinnen Monika und Hannah. Sie stehen auf einem Schiff, im Hintergrund die raue See und die zerklüftete Felsenküste Islands. Trotz der derben Natur spricht Lebensfreude und Zufriedenheit aus den beiden Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und sich doch, mit fast vierzig Jahren Abstand so unglaublich nah stehen. Ein schöneres und berührenderes Bild für das Buch hätte ich mir nicht wünschen können.

Karin Baldvinsson spielt wunderbar mit der Stimmung: Auf der einen Seite extrem düster mit Gewitter, Selbsthass, Tränen und tiefer Verzweiflung und springt auf der anderen Seite in strahlenden Sonnenschein, tiefblauen Himmel und pure Lebensfreude. Es machte Spaß, die Stimmungen nicht nur zu lesen, sondern auch zu leben und nach zu empfinden und so ließ ich mich gerne von der Autorin in ihr interessantes Buch hineinziehen.

In dieser aufgewühlten Stimmung durfte ich Hannah kennenlernen, die ihr Leben neu sortieren und sich wieder finden und erfinden möchte. In ihr toben auch Licht und Schatten; ein permanentes Wechselbad der Gefühle und es machte mir Freude, Hannah auf dem Weg in ihr neues Leben begleiten zu dürfen. Als Musikerin stand sie auf vielen Bühnen und hat ihr Geigenspiel perfektioniert. Ihr ganz Leben war auf die Musik ausgerichtet. Bis eines Tages das Spielen für sie unmöglich wurde. Doch die Erkenntnis, dass die Welt sich weiter dreht und nicht ihretwegen und wegen ihres Schmerzes stehen bleibt, muss Hannah erstmal verkraften. Beruf und Berufung weg, Ehe am Ende und das Verhältnis zu ihrer Mutter zerstört. Sie sieht nur einen Ausweg und nimmt sich eine Auszeit in Island, um den Weg zurück ins Leben zu finden. Auf ihrem eigenen Weg. Neue Ziele definieren. Dass ich diesen Weg gemeinsam mit ihr beschreiten konnte, hat mir viel bedeutet. Hannah ist eine starke Persönlichkeit, die ins Strauchel geriet. Die Kunst ist, nicht aufzugeben und das hat die Autorin sehr feinfühlig und intensiv geschildert.

Aber auch Monika muss sich finden. Die Zwänge der Zeit engen sie ein und bei einem Urlaub in Island sieht sie die Möglichkeit, mithilfe der Liebe, ihrem Leben zu entkommen. Aber wohin führt sie dieser Weg.
Beide Frauen erleben Island von seiner schönsten, aber auch von seiner rauen Seite. Und mit den sie beherrschenden Gefühlen, wechseln auch die Ansichten in der Natur. Mir hat das sehr gut gefallen, da beides in einem harmonischen Gleichtakt war.

Mein Fazit
Sehr schöne Sommerlektüre, die zum Träumen einlädt.