Der eine Sommer

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lape09 Avatar

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März 1926. F. Scott Fitzgerald sitzt in der Villa Paquita in Juan-les-Pins an der Cote d'Azur und nimmt sich vor, am Ende des Sommers ein fertiges Manuskript seines neuen Romans in den Händen zu halten.
Deutlich, bildlich und schonungslos wird Scott Fitzgerald und die Besonderheiten seines Charakters gezeichnet: Seine Eitelkeit und der Wunsch, stets im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit zu sein, die ihn zu diversen seltsamen Auftritten verleiteten, darunter auch das im Titel des Buches erwähnte Beinah-Zersägen eines Kellners, sein Alkoholismus, der ihn hinderte, an dem Verlag versprochenen Manuskript ernsthaft zu arbeiten. Auch seine Rivalität zum aufgehenden Star Earnest Hemingway und Fitzgeralds Ansinnen, am sich stetig entwickelnden Erfolg von seinem jungen Freund mitzuwirken. Wie man liest, hat er auch tatsächlich Hemingways Manuskript korrigiert und kommentiert, und ihn seinem Verleger empfohlen.
Scotts Frau Zelda wird auch eingehend geschildert. Im Fach Verrückte-Dinge-Anstellen steht sie ihrem Mann im nichts nach. Da fühlt man sich hin und wieder in Fitzgeralds Roman Der große Gatsby versetzt.
Um Gerald und Sara Murphy dreht sich das Leben der amerikanischen Boheme an der Côte d'Azur im Jahr 1926. Es macht einfach Spaß, auch über die jungen Menschen zu lesen, die sich ein ruhiges, erfülltes Leben auf der Sonnenseite des Lebens am Cap d'Antibes in Südfrankreich genehmigen können, wie sie ihre Kinder erzogen, was für Interessen sie hatten, welche Künstlerfreunde sie zu all den Partys und Diskussionsrunden einluden. Pablo Picasso schaut hin und wieder vorbei, Zelda und Scott Fitzgerald gehören zu den stets geladenen Gästen und der aufgehende Stern Earnest Hemingway zieht Aufmerksamkeit aller an sich, wenn er bei Murphys auftaucht.

Gut geschrieben ist das Werk, liest sich leicht und flüssig. Die goldenen 20-ger des XX Jh. an der Côte d'Azur mit ihrem gemütlich gelebten Hedonismus werden vor Augen der Leser wieder lebendig. Die Bilder der Belle Epoche und des unbeschwerten Lebens, die jungen gebildeten Leute mit all ihren Diskussionen über Gott und die Welt, kommen gut zur Geltung.
Fazit: ein sehr gut gelungenes, lesenswertes Buch, das die goldenen 20-ger auf der Côte d'Azur wieder aufleben lässt. Ich vergebe gerne 5 Sterne und eine Empfehlung für die Fans kulturgeschichtlicher Werke.