Der Sommer, in dem F. Scott Fitzgerald beinahe einen Kellner zersägte

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milena Avatar

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Das schmale Bändchen der jungen Autorin Emily Walton ist äußerst beachtenswert. Emily Walton ist Britin, die aber in Wien studierte und somit einen kontinentaleuropäischen Blick wahrt. Ihr Buch trägt einen durchaus sperrigen Titel, beschreibt aber das Exzessive der beschriebenen Szenerie um so treffender. Während das Cover noch sehr malerisch gestaltet ist, verschlungener Schriftzug und die typische Strandszenerie mit Sonnenschirmen und Liegen, bietet der Text Hochspannung. F. Scott Fitzgerald und seine Frau Zelda sowie das gemeinsame Kind und ein Hausmädchen verbringen den Sommer in Juan-les-Pins in Südfrankreich. Zum einen geschieht dies, da Südfrankreich billiger ist und sie sparen müssen, und zum anderen will sich F. Scott Fitzgerald seinem nächsten Romanprojekt nach dem großen Gatsby widmen. Der Sommer in dem südfranzösischen Dorf führt ihn mit Ernest Hemingway, Dorothy Parker und Pablo Picasso zusammen. Das heißt Künstler, die alle ein großes Ego haben, treffen sich auf schmalen Raum und fechten ihre Kämpfe um die Vorherrschaft aus. Nur allzu gut verständlich ist in dieser Konstellation, dass es F. Scott Fitzgerald nicht gelingt, seiner Frau Zelda, die immer stärker in die Depression abgleitet, zu helfen. Der Sommer besiegelt ihr endgültiges Schicksal, das sie am Schluss von ihrem Mann trennt und in teure Heilanstalten führt, die ihr aber auch nicht mehr zu helfen vermögen. Fasziniert hat mich an dem schmalen Bändchen der Einblick in das Leben der intellektuellen Künstlerschicht in den 20er Jahren, ein Leben, das so wenig mit dem gemein hat, wie wir heute leben. Dieser Einblick macht das Buch zu einer kleinen Kostbarkeit, die unbedingt empfehlenswert ist und dem viele Leser zu wünschen sind.