Show me a hero and I'll write you a tragedy

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joberlin Avatar

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“Show me a hero and I'll write you a tragedy” – ist ein berühmtes Zitat F.Scott Fitzgeralds. Was ist damit gemeint?
1. Hinter jedem strahlenden Helden verbirgt sich eine Tragödie.
2. Gib mir ein Thema und ich schreibe dir eine Geschichte dazu.

Beides könnte stimmen, beide Motive finden sich in Emily Waltons Buch „ Der Sommer, in dem F.Scott Fitzgerald beinahe eine Kellner zersägte“
Diese romanhafte Biografie mit dem – wie ich finde – nicht sehr glücklichen Titel, bezieht sich jedoch nicht nur auf Fitzgerald, es ist vielmehr die Biografie eines Lebensgefühls der Sommer in Südfrankreich, Cap d’Antibes.

Bei Sara und Gerald Murphy treffen sich Künstler, Schriftsteller, Literaten, wie z.B. Ernest Hemingway, Cole Porter, Pablo Picasso und F.Scott Fitzgerald, die Ehepartner und Kinder sind dabei, man ist an Stränden und in Villen en famille. Scott will sich vom anstrengenden Bohème-Leben in Paris erholen, kein Alkohol und keine wilden Parties sollen ihn ablenken, er will , er muss schreiben, denn das Geld ist knapp. Ein großer Roman soll es werden, sein endgültiger Durchbruch als namhafter Schriftsteller. Doch es sollen noch Jahre vergehen, bis “Tender is the night” veröffentlicht wird, denn F. Scott Fitzgerald ist alkoholkrank und nutzt jede Gelegenheit zum Trinken. Und natürlich wird auch jede Party der Murphys besucht. Gerald Murphy, ein wunderbarer Maler, und seine Frau Sara suchen mit diesen zwanglosen get-togethers das intellektuelle Gespräch, den Austausch mit Künstlerfreunden - der meist betrunkene Scott kann da nicht mithalten. Als Ernest Hemingway, ein aufstrebender neuer Autor mit unbändiger Vitalität und wachem Geist in Juan-les-Pins auftaucht und schnell zum Liebling der Murphys avanciert, muss sich Fitzgerald mit immer neuen kindischen Eskapaden in Szene setzen. Zitat Walton: „ Nun erkennt seine Umwelt den völligen Kontrollverlust und die Orientierungslosigkeit“. Ruhe und Konzentration findet er jedenfalls nicht, setzt er sich mal an den Schreibtisch erscheint seine kapriziöse Ehefrau Zelda und beansprucht Aufmerksamkeit. Hemingway sagt: zitiert nach Carlos Bakers Biografie „Ernest Hemingway - a life story” : “Instead of thinking Zelda a possible good influence … for Scott, I think 90% of all the trouble he has comes from her...I often wonder if he would not have been the best writer we've ever had or likely to have if he hadn't been married to someone that would make him waste everything" (aus Carlos Baker „Ernest Hemingway - a life story”). Zwar rivalisieren die “Kollegen Schriftsteller” auch um die Kunst des Scribner’s Sons Lektors Maxwell Perkins, doch bleiben sie Freunde und sind stets aufs Urteil des anderen erpicht. Sie senden sich häufig Briefe und Manuskripte.

Emily Walton schildert die Geschehnisse des Sommers 1926 einfühlsam und in klarer Sprache, für Fans der oben genannten Personen ergeben sich jedoch keine neuen Erkenntnisse, zu eng bleibt die Autorin an ihren Quellen verhaftet (dazu dürften „Paris, ein Fest fürs Leben“, der Briefwechsel Hemingway – Fitzgerald und Amanda Vaills „Everybody was so young“ ) gehören, für Einsteiger hingegen ist dieses Buch hervorragend geeignet, ist es doch ein Schatzkästchen, randvoll mit Literatur-und Reisetipps und vielen Anregungen für eigene Recherchen.