Ein Arbeiterleben

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dajobama Avatar

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Nun endlich erschien der Debütroman des sehr bekannten schwedischen Schriftstellers Henning Mankell vom Jahre 1973 auf Deutsch. Ich habe bereits viele seiner späteren Werke gelesen, doch hätte ich diesen Roman weder sprachlich noch erzähltechnisch Mankell zugeordnet. Eines jedoch ist in diesem dünnen Büchlein stärker denn je vorhanden: eine starke Sozialkritik, das Auge für die Belange der benachteiligten Arbeiterschicht.

„Arbeiter ist man immer geblieben. Alles hat sich verändert, aber nicht für uns.“ Seite 41

Der Sprengmeister Oskar Johanson überlebt 1911 wie durch ein Wunder einen schweren Sprengunfall. Er verliert dabei ein Auge und einen Arm. Doch lässt er sich nicht unterkriegen. Er arbeitet später wieder in seinem Beruf, gründet eine Familie und tritt der sozialistischen Partei bei. Es passiert eigentlich nicht sehr viel auf den knapp 200 Seiten, wichtiger scheint Mankell die Botschaft gewesen zu sein. So deckt er die Missstände in der Arbeiterschaft in einer aufblühenden schwedischen Industriegesellschaft auf. Für die Unterschicht ändert sich nichts, obwohl sie die Gesellschaft tragen, den Aufschwung spüren immer nur die Oberen.

„In den Nervenbahnen des Gesellschaftskörpers hatte es zu zucken begonnen.“ Seite 60

Mankell erzählt hier in einem recht unruhigen Stil mit vielen Perspektivwechseln. Mal spricht ein namenloser Erzähler, der Dialoge mit Oskar führt, dann wieder erhält Oskar selbst eine Stimme. Auch in der Zeit springt der Autor munter hin und her.

Die Botschaft, die bei Mankell immer wieder in den verschiedenen Werken auftaucht, wird sehr ungefiltert präsentiert. In seinen späteren Büchern hat er sie meiner Meinung nach besser verpackt. Mir persönlich war letztendlich doch die Handlung etwas zu dünn, die Wiederholungen zu häufig. Dieses ohnehin schon recht schmale Büchlein, hätte man für mich durchaus noch mehr kürzen können.