Sprachlos

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häschen Avatar

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Ich bin immer noch sprachlos: Ein Buch, welches in so einem Stil wie der „Sprengmeister“ geschrieben ist, ist mir bisher nicht bekannt.
Es ist kaum in Worte zu fassen, welche literarische Leistung Mankell hier erbringt. Die Geschichte von Oskar Johannson wird chronologisch ungeordnet erzählt, so als würden dem Erzähler ständig neue Details über seinen Protagonisten in den Kopf schießen. Immer wieder entstehen Lücken, die erst später gefüllt werden. Dies macht den Roman unwahrscheinlich interessant. Gleichzeitig ist diese Erzählweise ein Sinnbild für die Gedankengänge eines alten Mannes, der sein Leben reflektiert.
Ein Leben in Zeiten der Industrialisierung in Schweden, ein Leben mit einer Behinderung nach einem Sprengunfall in jungen Jahren, ein Leben, das wie Oskar immer wieder betont, dem Leben vieler tausender Arbeiter gleicht. Nach eigenen Aussagen war an ihm nie etwas Besonderes.
Es ist schwer zu sagen, warum Oskar den Leser in seinen Bann zieht. Ist es sein schicksalhaftes Leben oder ist es die Art, wie der Erzähler davon berichtet? Vielleicht ist es von beidem etwas. Auf jeden Fall lässt dieser Roman seinen Leser nicht mehr los und gibt Einblicke in ein Leben, von dem wir in unserer modernen Welt kaum noch etwas begreifen können. Es wirkt fast so, als würde Mankell kaum Inhalt in seinem Roman bündeln und dennoch ist er gefüllt mit Zeilen und zeitlosen Zitaten, die zum Denken anregen.
Eines ist mir besonders in Erinnerung geblieben:
„Sie sind wahnsinnig. Wenn man hört, was dort unten geschieht, kann es nur mit dem Teufel zugehen. Was glauben die eigentlich, dass sie sich erlauben können? Ermorden einfach unzählige Menschen. Aber von uns gibt es ja genug.“
Das sagt der Protagonist Oskar vor rund 80 Jahren. Treffen diese Worte heute nicht genauso zu ?
Dieses Buch muss man gelesen haben! Mit Worten ist es nicht zu erklären.