Ein Sprung ins Leben

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dear_fearn Avatar

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Für Simone Lapperts Erzählweise benötigt der Leser zu Beginn etwas Durchhaltevermögen: Es gibt keinen durchgehenden Erzählstrang, sondern mehrere, die Kapitel für Kapitel wechseln. Anfangs ist auch gar nicht klar, was die einzelnen Personen miteinander gemeinsam haben, aber Stück für Stück überschneiden sich ihre Schicksale. Und alle zusammen überschneiden sich mit dem der jungen Frau Manu, die auf einem Dach steht, sich die Haare rauft, schreit, Dachziegel und all ihre Gärtnerwerkzeuge vom Dach wirft.

Wie sie aufs Dach gekommen ist und was sie da oben vorhat, weiß keiner. Eine Dame aus der Nachbarschaft rief die Polizei, dachte an einen Suizidversuch und seitdem wurde ein Sprungkissen aufgebaut, stehen Polizei, Schaulustige und die Presse unten auf dem Platz. In diesem Buch erfährt man über alle Leute alles mögliche, aber über Manu so wenig. Nur die sanften, liebevollen Beschreibungen von Manus Freund Finn geben einen Einblick in ihr Leben. Obwohl alle Charaktere von unterschiedlichem sozialen Status und Alter sind, haben sie alle ihre persönlichen, sehr realen Probleme, die mehr als nur unter die Haut gehen.

Die Sprache ist leicht verständlich, auch lange Sätze lassen sich leicht lesen. Insgesamt ist es teilweise wirklich poetisch, mit viel Feinsinn und Beobachtungen alltäglicher Handlungen, die sofort Bilder im Kopf erscheinen lassen ohne je banal zu sein, voll von Schmerz und Pathos!

Dieses Buch werde ich sicher nochmal und nochmal lesen. Bis jetzt mein Lese-Highlight 2019!