Faszinierend

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gisel Avatar

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Auf einem Dach an einem Dienstagmorgen steht eine junge Frau in Gärtnerkleidung. Will sie sich in selbstmörderischer Absicht in den Tod stürzen? Die Polizei wird informiert, auch die Feuerwehr trifft ein, und natürlich die Presse, aber auch sonstige Schaulustige finden sich ein.

Ein (vermeintlicher) Suizid als gesellschaftliches Ereignis und als Wendepunkt im Leben einiger Menschen – das ist ein Ansatz, der dem ganzen Geschehen eine völlig neue Sichtweise gibt. Anfangs ist das ein bisschen verwirrend, denn es tritt eine große Anzahl von Personen auf. Doch das Faszinierende an dieser Geschichte ist, wie autark jede dieser Figuren ihren Anteil daran weiter entwickelt, man meint, hier läge die Aufgabe der Autorin Simone Lappert nur am Aufschreiben der Geschehnisse. Dadurch wirkt diese Erzählung äußerst authentisch: Die Protagonisten erhalten genau den richtigen Raum, um sich selbst darzustellen. Hilfreich ist es dabei, dass jedes Kapitel mit dem Namen der Person versehen ist, die gerade im Fokus des Geschehens steht. Nicht alle Handlungsfäden werden ganz zu Ende gebracht, aber auch das passt genau zu dieser Geschichte.

Dieses Buch hinterlässt mehr als nur einen ersten Eindruck. Die Reaktionen der Menschen sind äußerst genau eingefangen, bei manchen Szenen lacht man erstmal los, um dann nachdenklich nochmal darüber zu lesen. Es gibt nicht viele Bücher, denen dieses auf Anhieb mit einer solchen Leichtigkeit gelingt. Unbedingt empfehlenswert!