Felix und Maren und einige andere

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bavaria123 Avatar

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Schade. Schade, dass ich dem Buch lediglich 5 Sterne geben kann...ich würde glatt noch einen drauf packen, wenn ich könnte. Um zu zeigen, dass dieses Werk wirklich etwas Besonderes ist.
Aber nun mal ganz der Reihe nach.

Die Autorin nimmt die Leserschaft mit nach Thalbach, einem eher unscheinbaren Ort in der Nähe von Freiburg.
Hier wütet gerade die Gärtnerin Manu auf einem Dach ...ein Selbstmordversuch?
Vor dem Haus versammeln sich einige Menschen, die man nach und nach in den Kapiteln kennen lernt.

Und genau jetzt fängt die große literarische Kunst der Simone Lappert richtig an. Wir lernen ganz unterschiedliche Menschen kennen, irgendwie ganz alltägliche, aber trotzdem auch besondere.
Da ist der Polizist Felix, der versucht, mit Manu zu reden. Finn, Manus Freund, der als Fahrradkurier seine Brötchen verdient. Astrid, Manus Schwester und Maren, die Bewohnerin der Wohnung auf der Dach Manu sich gerade befindet. Oder auch den Obdachlosen Henry, der auf die wunderbare Idee gekommen ist, den Menschen Lebensfragen zu verkaufen.
Insgesamt sind zehn Personen in die Handlung verbunden. Nun mag man fragen, welche Handlung, wenn einfach einige Menschen zuschauen, was eine Frau auf einem Dach macht.
Die Autorin zeichnet nicht einfach nur die ganz unterschiedlichen Charaktere und wechselt in den Kapiteln immer wieder die Perspektive, sie webt auch mit feinem Humor und hintergründiger Philosophie ein Netz aus den einzelnen Fäden. Und als Leser bemerkt man nach und nach die Querverbindungen, so dass man so manches Mal denkt "ach, guck mal".
Und auch von Manu erfährt man viel, auch wenn sie als Hauptakteurin nicht einmal ein eigenes Kapitel bekommt.

Es werden ganz verschiedene Themen in diesem Buch aufgegriffen, wie der soziale Abstieg, Mobbing oder auch Untreue. Und trotzdem wirkt nichts überladen oder gekünstelt.

Selbst wenn am Ende doch einige Dinge offen bleiben, was mich manchmal an Büchern stört, so ist es hier absolut nicht unangenehm.

"Der Sprung" ist für mich bisher eines der besten Bücher des Jahres. Ein wenig hat mich der wunderbare Schreibstil an Friedrich Dürrenmatt erinnert. Das ist eine hohe Auszeichnung von mir, denn der gehört zu meinen Lieblingsautoren. Und der Vergleich kommt nicht nur aus der selben Heimat der beiden zustande.

Etwas ganz persönliches hält das Buch für mich auch noch parat. Da ist Maren...diesen Namen trägt auch meine Tochter. Und da ist Felix...das ist der Freund meiner Tochter. Und Werner hieß auch mein Vater.

Wie eingangs beschrieben, würde ich dem Buch gern mehr als fünf Sterne geben...aber so bekommt es von mir eben eine ganz dicke Leseempfehlung oben drauf.