Interessante Idee, aber die Umsetzung ist etwas unausgegoren...

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ismaela Avatar

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Eine Frau springt von einem Hausdach, und eine Anzahl Menschen, die irgendwie mit ihr in Verbindung stehen, kommt gedanklich zu Wort.

Das ist die Kurzfassung der Geschichte, und obwohl der Ansatz wirklich gut ist, gerät "Der Sprung" ein bisschen sehr ins bemüht-literarische Abseits.

Die einzelen Personen, die jeweils beschrieben werden, reden allesamt, als hätten sie ihr Lebtag lang nur Kalendersprüche auswendig gelernt oder ausschließlich Rosamunde Pilcher Filme gesehen. Ich finde es immer etwas ärgerlich, wenn Dialoge so überhaupt nicht passen. Aber auch die vermeintliche Selbstmörderin bleibt schwammig. Erst sieht es nach einer Verzweiflungstat aus, dann kommt raus, dass es irgendwie ein Versehen ist, zum Schluss ist es wohl doch wieder eine Verzweiflungstat. Nichts gegen Richtungswechsel in Geschichten, abe hier ist das Ganze weder Fisch noch Fleisch. Auch die Personen und ihre Beziehungen zu der Springenden, wirken willkürlich und konstruiert, obwohl die einzelnen Themen durchaus interessant sind. Klar, der Polizist, der am Tatort erscheint, dann aber gleich wieder abgezogen wird, weil ihm - logischerweise - ein negativer Kindheitsflashback überwältigt, hat eine Beziehung zu ihr. Vielleicht auch das Tante-Emma-Laden-Pärchen, das einen Run auf ihre Artikel erlebt, weil die Gaffer draussen ja was zu essen und trinken brauchen. Vielleicht auch noch der Freund der Lebensmüden, aber sonst? Alle Personen bleiben seltsam flach, es sind Momentaufnahmen aus x-beliebigen Leben, wie es einem ständig über den Weg läuft. Zum Schluss gibt es ein paar lose Enden, die zusammenfinden, andere bleiben aber lose.

Insgesamt also durchaus lesenswert auf Pendelfahrten oder einer längeren Zugreise - aber ins Gedächtnis gegraben hat sich mir "Der Sprung" nicht.