Mit Liebe zum Detail

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Es scheint ein gewöhnlicher Dienstagvormittag zu sein, doch als plötzlich eine junge Frau in Gärtnerkleidung auf dem Dach eines Mietshauses steht, ist in der Stadt plötzlich Ausnahmezustand. Da man von einem Suizidversuch ausgeht, ist die Polizei angerückt und es haben sich viele Schaulustige versammelt um das Spektakel live und in Farbe zu erleben. Denn die junge Frau steht nicht einfach auf dem Dach, sondern sie brüllt, wirft mit Dachziegeln und ist so wie ein Magnet für die Schaulustigen.
Der zufällig vorbeikommende Fahrradkurier Finn erkennt plötzlich seine Freundin Manu auf dem Dach und ist natürlich völlig durcheinander. Und der Polizist Felix, dessen Job es eigentlich ist Manu zum runter kommen zu bewegen, hat tatsächlich viel mehr mit sich selbst und seinen eigenen Problemen zu tun.

Simone Lappert erzählt in „Der Sprung“ nicht nur Manus, Felix‘ und Finns Geschichte, sondern der Leser verfolgt das Schicksal verschiedener Menschen, die irgendwie mit Manu in Kontakt gekommen sind oder maßgeblich von ihrer Aktion auf dem Dach des Mietshauses betroffen sind. Darunter sind zum Beispiel ihre Schwester, eine Mieterin des Hauses oder ein Kioskehepaar.

Simone Lappert erzählt ihren Roman aus vielen verschiedenen Perspektiven, denn die betroffenen Figuren kommen alle selbst zu Wort. Das erfordert vom Leser von Beginn an einiges an Aufmerksamkeit, allerdings entwickelt man recht schnell ein Gefühl dafür, wer wer ist. Und dann kann man als Leser von dieser Erzählweise nur profitieren, denn die Autorin verwebt die Geschichten der Personen unglaublich toll miteinander. Als Leser hat man so de Möglichkeit, die Situation aus ganz unterschiedlichen Perspektiven zu erfahren und sich ganz unterschiedliche Meinungen zu vergegenwärtigen.
Besonders gut hat mir gefallen, dass man sich bei einigen Personen immer freut wenn man sie „wieder trifft“, denn einige Figuren wachsen einem vielleicht mehr ans Herz, als andere.

Mir hat es auch sehr gut gefallen, dass Simone Lappert es schafft, jeder Person ihre ganz eigenen Charakteristika zu verpassen. Man merkt schon an der Erzählweise, bei wem man gerade ist. Sie schreibt einfach sehr eindrücklich und mit viele Liebe für ihre Figuren.

Es ist sehr spannend zu sehen, wie ein solches Ereignis das Leben von vielen verschiedenen Menschen beeinflussen kann, auch wenn diese sich darüber gar nicht bewusst sind.

Simone Lapperts Roman „Der Sprung“ ist für mich eines der Jahreshighlights 2019. Die Geschichte einer jungen Frau auf einem Dach schafft es, den Leser völlig für sich einzunehmen und nachhaltig zu beschäftigen. Ich bin mir sehr sicher, dass ich beim zweiten Lesen noch einige Details finden werde, die mir beim ersten Durchgang entgangen sind.