Raffiniert zusammengewebte Geschichte

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throughmistymarches Avatar

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Eine junge Frau steht auf einem Dach und weigert sich herunterzukommen. Was geht in ihr vor? Was geht in all den Menschen vor, die sich vor dem Haus einfinden, zum Teil ein Spektakel daraus machen, zum Teil versuchen, ihr zu helfen? Wie gerne würden wir in andere und manchmal auch in uns selbst hineinsehen können und verstehen, was da vor sich geht? Im Grunde aber bleiben doch alle Menschen ein Mysterium für die anderen.

Simone Lappert kreiert für „Der Sprung“ ein Ensemble aus Charakteren, die alle direkt oder indirekt in Zusammenhang mit der Frau auf dem Dach stehen – einzig ihre Perspektive bleibt uns vorenthalten. Die anderen begleiten wir einen Tag und eine Nacht lang, alle verbunden durch dieses Ereignis. Es ist grandios, wie die Autorin die einzelnen Stränge zusammenspielen lässt; manchmal tangieren sie sich nur peripher, ein andermal wiederum nimmt die Handlung des einen, teils unbewusst, Einfluss auf das komplette weitere Leben eines andere.
Einzig die junge Frau auf dem Dach wirkt teils ein wenig instrumentalisiert, da ihre Perspektive die einzige ist, die uns vorenthalten wird. Ich hätte mir gewünscht, dass die Figuren mehr aus dem Roman heraustreten, greifbarer werden und ich stärker mit ihnen fühle (vielleicht hätte es der Geschichte ganz gut getan, ein paar Personen weniger zu betrachten, diese dafür ausführlicher). Auch das Ende ist leider sehr abrupt und wird einigen Figuren nicht gerecht. Nichtsdestotrotz ein toller Roman, der trotz des schwierigen Themas nie seine Leichtigkeit verliert.