Rezension zu 'Der Sprung'

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Inhaltsangabe: Dienstagmorgen in einer mittelgroßen Stadt. Manu, eine junge Frau in Gärtnerkleidung, steht auf dem Dach eines Mietshauses. Sie brüllt, tobt, wirft Gegenstände hinunter, vor die Füße der zahlreichen Schaulustigen, der Presse, der Feuerwehr. Die Polizei geht von einem Suizidversuch aus.
Einen Tag und eine Nacht lang hält die Stadt den Atem an. Für Finn, den Fahrradkurier, der sich erst vor kurzem in Manu verliebt hat, bleibt die Zeit stehen. Genau wie für ihre Schwester Astrid, die mitten im Wahlkampf steckt. Den Polizisten Felix, der Manu vom Dach holen soll. Die Schneiderin Maren, die nicht mehr in ihre Wohnung zurückkann. Für sie und sechs andere Menschen, deren Lebenslinien sich mit der von Manu kreuzen, ist danach nichts mehr wie zuvor.
Ein lebenspraller Roman über eine eigenwillige Frau und über die Schicksale, an denen wir voreingenommen oder nichtsahnend vorübergehen. Mit Esprit, Sinnlichkeit und Humor erzählt Simone Lappert vom fragilen Gleichgewicht unserer Gegenwart.

Meine Meinung: Dieses Buch ist nach ihrem Erstlingswerk „Wurfschatten“ (welches ich noch nicht kenne, aber nach Abschluss ihres aktuellen Buches definitiv ändern werde) das zweite der Autorin.
Ich wusste nach einer kurzen Leseprobe in etwa was mich erwartet und bin jetzt, nach dem Abschluss, trotzdem völlig (positiv) überrascht.
Und zwar am meisten darüber, dass es in dem Buch weniger um den Sprung an sich geht, sondern viel eher um die verschiedenen Einzelschicksale der handelnden Protagonisten.
Die verschiedenen kurzen Kapitel tragen als Überschrift jeweils den Vornamen des Protagonisten, aus dessen Perspektive gerade erzählt wird. Nach kurzer Zeit kristallisiert sich heraus, dass alle mehr oder minder im Zusammenhang mit Manu, der Springerin, stehen.
Der Schreibstil der Autorin ist überaus angenehm und flüssig. Sie verpackt ihre Gedanken in kraftvolle Worte, mit denen sie den Zahn der Zeit trifft, zugleich den Leser emotional mitnimmt, mit ihren poetischen Worten voller Pathos, ohne auch nur in einem Satz kitschig zu werden.
Das Buch ist meines Erachtens nach sehr nah am Leben, was nicht zuletzt an dem lebendigen, facettenreichen Schreibstil dieser Ausnahmeautorin liegt. Man hat nach Abschluss des Buches das Gefühl, jeden der einzelnen Protagonisten zu kennen.
Für mich ist dieses Buch zweifelsohne eines meiner Jahreshighlights, wenn nicht vielleicht sogar DAS Jahreshighlight.
Eine Kaufempfehlung ist bei diesem Ausnahmewerk nicht mehr von Nöten, da jeder, der dieses Buch nicht liest, selber Schuld ist und etwas verpasst.