Watching the Stalker

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Spannung steht bei Tania Carver ganz oben an der Tagesordnung, und damit trifft sie auch ziemlich genau meinen Nerv. Nach ihrem guten (allerdings mit einigen Schwachpunkten) ersten Thriller "Entrissen" nun der nächste Thriller: "Der Stalker". Von der Handlung nicht weniger spannend und auch die schon bekannten Charaktere bringen wieder interessante Gedanken und Verwicklungen mit. Es gibt immer wieder unvorhersehbare Wendungen in der Handlung, die den Leser aus dem Konzept bringen und neue Aspekte einstreuen. Trotzdem ist das Buch nicht nur einseitig spannend, ab und zu lockern einige Witze bzw. der Humor der Charaktere die Szenen auf.

Die Auswahl der Charaktere ist sehr gut, wobei sich eigentlich alle der Charaktere von Beginn an einem gut/böse-Schema zuordnen lassen. Das führt zu wenig Überraschungen und stellenweise leicht vorhersehbaren Handlungen, auch wirkt es einfach nicht sonderlich realistisch. Andererseits haben auch die "guten" Charaktere noch genug Probleme, sodass es trotzdem nicht langweilig wird. Manchmal sind die Gedanken an die privaten Probleme seltsam in die Handlung eingebettet, normalerweise jedoch sind sie sehr passend und realistisch eingebaut.

Vor allem faszinierend sich die diversen Sichtweisen, aus denen das Buch geschrieben ist - auch der Täter wird dabei berücksichtigt. Aus fast allen Perspektiven der Charaktere wird die Handlung beschrieben und gibt damit einen guten Einblick in sämtliche Geschehnisse. Außerdem wird durch die verschiedenen Perspektiven immer wieder Spannung aufgebaut, wenn in einer entscheidenden Situation zu einem anderen Charakter gesprungen wird (man kennt das aus Fernsehsendungen ;-)).

Zweiter Kritikpunkt könnte die zum Ende hin immer mehr zunehmende Realitätsferne sein, wobei Thriller natürlich von Natur aus weniger realitätsnah sind. Zusammen mit den Charakteren, die sich gut oder böse zuordnen lassen, wirken die Handlungen teilweise übermenschlich und unnatürlich. Stellenweise sind auch komische Formulierungen auffällig, die einem besonders ins Auge springen, selbst wenn sie erst nach 100 Seiten wiederholt werden.

Ansonsten ist der Schreibstil wirklich gut, das Buch ist flüssig zu lesen. Es gibt keine Beschreibungen der Orte oder Informationen, die von der Handlung ablenken. Das ist vermutlich auch der Grund dafür, dass man sich ständig in der Handlung wiederfindet und auch nicht verwirrt ist, wenn mal wieder von einem Charakter zum nächsten gesprungen wird.

Insgesamt ein sehr gutes Buch mit wenigen Schwachstellen - auf jeden Fall fallen diese weniger ins Gewicht als noch im ersten Teil. Im letzten Viertel angelangt kann man das Buch auch nicht mehr zur Seite legen: Das macht einen guten Thriller aus!