Der etwas andere Whodunit

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
elliliest Avatar

Von

Die Idee von „Der Stau“ fand ich sofort spannend: Ein massiver Verkehrsstau, niemand kann weg – und plötzlich liegt eine Leiche mitten drin. Dieses Setting hat definitiv Potenzial, und Jo Furniss versteht es, daraus eine beklemmende Atmosphäre zu schaffen. Die klaustrophobische Stimmung kommt gut rüber, auch weil sich das Geschehen größtenteils auf engem Raum abspielt.

Mit Belinda Kidd hat Furniss eine etwas ungewöhnlichere Hauptfigur gewählt – keine junge Kommissarin, sondern eine Frau kurz vor der Rente, erschöpft und vom Leben etwas müde. Das fand ich grundsätzlich erfrischend, allerdings wurde sie mir nicht durchgehend sympathisch. Manche ihrer Gedanken waren zwar ganz witzig, wirkten aber teilweise bemüht.

Der Schreibstil war okay – flüssig und gut lesbar, aber für mich fehlte manchmal der letzte Funke. Ich hatte gelegentlich das Gefühl, dass vieles sehr konstruiert war. Besonders die Tatsache, dass genau diese ganzen verdächtigen Leute ausgerechnet nebeneinander im Stau stehen, wirkte doch etwas unglaubwürdig. Auch die Vielzahl an Figuren war mir zwischendurch zu viel – man verliert leicht den Überblick, wer jetzt eigentlich wer ist und was für ein Geheimnis diese Person wieder mit sich bringt.

Trotz dieser Kritikpunkte hat mich die Geschichte bis zum Ende bei der Stange gehalten. Die Spannung war über weite Strecken da, und ich wollte schon wissen, wie alles zusammenhängt. Wirklich überraschend fand ich die Auflösung allerdings nicht – sie hat gepasst, war für mich aber etwas zu glatt.

Fazit:
„Der Stau“ ist ein solider Thriller mit einer originellen Idee, der sein Potenzial nicht ganz ausschöpft. Wer ungewöhnliche Settings mag und kein Problem mit vielen Figuren hat, wird hier sicher gut unterhalten – für mich war es okay, aber kein echtes Highlight.