Dicht, düster, fesselnd – ein Thriller mit Sogwirkung
Jo Furniss liefert mit Der Stau – Es gibt kein Entkommen einen intensiven Thriller, der von der ersten Seite an bedrückend dicht und atmosphärisch erzählt ist. Die Grundidee – ein endloser Stau auf einer Landstraße, aus dem es kein Entrinnen gibt – ist ebenso simpel wie wirkungsvoll. Schon früh entwickelt sich ein beklemmendes Gefühl der Ausweglosigkeit, das mich als Leserin sofort in den Bann gezogen hat.
Besonders gut gelungen fand ich die psychologische Spannung: Es geht nicht nur um äußere Bedrohungen, sondern vor allem darum, wie Menschen in Extremsituationen reagieren – misstrauisch, panisch, manchmal erschreckend brutal. Diese Dynamik erinnert in ihrer Intensität stellenweise an skandinavische Thriller, ohne deren kühle Distanz zu imitieren. Stattdessen ist Fornes’ Stil direkter, aber nicht reißerisch.
Das Figurenensemble ist überschaubar, was mir entgegenkam, da ich mich gut auf die Charaktere einlassen konnte. Manche Handlungen wirkten für meinen Geschmack etwas konstruiert oder stark zugespitzt, was mich kurzzeitig aus dem Lesefluss gerissen hat – deshalb vergebe ich vier statt fünf Sterne.
Trotzdem bietet Der Stau genau das, was ich an Thrillern schätze: eine ungewöhnliche Ausgangssituation, glaubhafte psychologische Entwicklungen und ein Erzähltempo, das kontinuierlich anzieht.
Auch wenn ich keine völlig neue Erkenntnis aus dem Buch mitgenommen habe, so bleibt doch das beunruhigende Gefühl: Wie schnell bricht Zivilisation unter Druck zusammen? Diese Frage hallt noch lange nach.
Fazit: Ein spannungsgeladener Pageturner mit psychologischer Tiefe und beklemmender Kulisse – sehr empfehlenswert für alle, die das Unbehagen zwischen den Zeilen suchen.