Stillstand

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clematis Avatar

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In London herrscht Bombenalarm, etliche Straßen sind gesperrt, darunter die Autobahn, auf der sich Belinda Kidd, Polizistin knapp vor der Pension, befindet. Stillstand. Warten. Aber da kommt Unruhe auf, denn der Mann im Auto nebenan bewegt sich nicht. Hat er einen Herzinfarkt? Kann man ihn noch wiederbeleben? Belinda, genannt Billy, stellt sich in den Dienst und entdeckt das Unglaubliche: im Nacken des Autofahrers steckt ein Spieß aus Metall. Nun heißt es, klug vorzugehen, um keine Panik unter den anderen „Gefangenen“ im Stau zu erzeugen und rasch Kontakt aufzunehmen zu ihrem Kollegen Dominic Day.

Originell, temporeich und absolut fesselnd – das verspricht der Klappentext. Vielleicht sind die Erwartungen deshalb besonders hoch, aber außer einem originellen Schauplatz trifft nichts davon zu. Die Handlung wird gemäß der aktuellen Uhrzeit erzählt, einzelne auf der Strecke gestrandete Figuren schildern zwischendurch ihre Sicht der Dinge. So lernt der gespannte Leser einzelne Personen rund um den Ermordeten kennen, allerdings bleibt es eher bei flüchtigen Bekanntschaften, wie es denn so ist, wenn man nur wenige Stunden in einer zwangsweise entstandenen Gemeinschaft ausharren muss. Niemand ist derart charakterisiert, dass man sich ihm nahe fühlt oder Emotionen geweckt werden. Jeder spult sozusagen seiner Persönlichkeit entsprechend sein Programm ab und Billy versucht, innerhalb weniger Stunden einen Kriminalfall aufzuklären. Inzwischen vertreten sich etliche Fahrzeuginsassen die Beine, werden Pferde ausgeladen, geschehen absonderliche, mitunter kaum glaubwürdige Dinge auf der Straße, die sich allerdings eher langatmig und zäh anfühlen als aufregend und atemberaubend. Auch vom Schreibstil her selbst erinnert die Angelegenheit eher an ein Abhaken einzelner Szenen denn an den Aufbau stetig steigender Spannung. Natürlich geraten mehrere Personen unter Verdacht, bevor sich ein doch unerwarteter Schwenk ergibt und der Mordfall aufgeklärt werden kann.

Eine überzeugende Idee, die leider wenig überzeugend umgesetzt wird, eine Geschichte, die deutlich mehr Potential gehabt hätte. Schade.