Die Schuld der Überlebenden

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justm. Avatar

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Ein Sturm, der mehrere Tote und Verletzte mit sich bringt. Dazu ein verschwundenes Mädchen. All das passierte vor mehr als 10 Jahren.
Und obwohl viele Bewohner von Evelyn Bay die Ereignisse von damals lieber hinter sich lassen wollen, werden sie doch wieder präsent, als eine Tote am Strand gefunden wird.

Ich bin der Meinung, daß der englische Titel "The survivors" (Die Überlebenden) auch im Deutschen wesentlich besser gepaßt hätte, als "Der Sturm".
Denn viel zu oft hatte ich beim Lesen das Gefühl, daß die Ermittlungen im Todesfall in den Hintergrund, dafür aber die Auswirkungen von Schuld und Beschuldigungen der Überlebenden (nach dem Sturm) in den Vordergrund treten.

Dieser Aspekt ist Autorin Jane Harper auch wirklich gut gelungen. Dazu die Kleinstadtatmosphäre, die von vertrauensvoll in verdächtig umschlägt, und ein Konglomerat an bunten Charakteren, die alle mehr oder weniger ihr eigenes Päckchen mit sich umhertragen. Im Grunde alles gute Voraussetzungen.

Dennoch fehlte mir das Krimi-, geschweige denn das Thriller-Feeling: Wo ich normalerweise "mit ermittle", ist mir hier erst bei der Auflösung wieder eingefallen, daß es ja eigentlich einen Mord zu klären gibt.

Dazu kommen einige Längen im Buch und so ist es wenig verwunderlich, daß bis zum Ende kein wirklicher Spannungsbogen entsteht.

Das ist zwar keine Katastrophe, aber eben - für mich - kein Thriller.
Dennoch fühlte ich mich, nachdem ich mich mit den häufigen Wechseln zwischen Zeiten und Personen zurechtfand, dennoch ganz gut unterhalten und vergebe 3,5 Sterne!