Eher ein laues Lüftchen

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_sabrina_ Avatar

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Tasmanien. Vor zwölf Jahren gab es einen schweren Sturm – einen der Menschenleben forderte, darunter das von Kierans Bruder. Schuld daran trägt Kieran, für dessen Rettung sein Bruder sowie ein weiterer Mann sich aufs Meer wagten und mit dem Leben zahlten. Gleichzeitig verschwand auch ein junges Mädchen spurlos. Gibt es einen Zusammenhang? Was geschah damals? Nun ist Kieran trotz aller Schuldgefühle mit seiner kleinen Familie zurückgekehrt, um seine Eltern zu unterstützen und bald wird eine Tote am Strand gefunden. Hat er Mord was mit ihm und den anderen Überlebenden zu tun?

Ich mag den flüssigen Schreibstil der Autorin an sich und ich war von ihren Titeln „Dry“ und „Ins Dunkel“ ziemlich begeistert, entsprechend hatte ich hier auch recht hohe Erwartungen. Gebannt startete ich und war auch über lange Zeit recht angetan, doch der Sturm der Emotionen oder der Spannung blieb weitgehend aus. Es war eher ein laues Lüftchen, nicht übel, aber eben auch nicht turbulent und kraftvoll. Doch von Beginn an. Das Setting mit seinem Inselfeeling, in dem fiktiven Ort Evelyn Bay bietet einen gelungenen Rahmen, abgeschieden, jeder kennt jeden, die raue See und der Strand direkt vor der Tür.

Je besser man die Figuren kennenlernt, desto mehr Aspekte sieht man, die dafürsprechen, dass der eine oder andere mit der Toten etwas zu tun haben könnte. Fast keiner entkam meinen Verdächtigungen, denn Motive, ob für das Verschwinden des Mädchens vor zwölf Jahren oder der Mord an der angehenden Künstlerin heute, gab es für so einige Bewohner. Viele scheinen Geheimnisse zu haben und ich war schon neugierig, wie sich alles auflösen würde, doch vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt, vor das Ende des Buches hat die Autorin teilweise recht langatmige Wiederholungen, Landschaftsbeschreibungen und scheinbare Nichtigkeiten gesetzt. Überraschungen und/oder Wendungen gab es quasi keine, die Spannung war bestenfalls subtil und ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich das Ende nicht so begeistert hat. Ja, es ergab Sinn, die wichtigsten offenen Fragen wurden beantwortet und leider gab es keine Überraschungen. Das Buch plätschert dahin, ist nett, aber eben nicht der Sturm, den man erwartet. Dabei hatte das Buch bzw. hatten dessen Charaktere durchaus Potenzial. Insgesamt ist es vielleicht auch eher ein Drama als ein Thriller. Die Autorin schafft es auf jeden Fall wieder sehr atmosphärisch zu schreiben und man kann sich gerade in Kieran sehr gut hineinversetzen.

Wahrscheinlich hätte mich die Geschichte deutlich gestrafft mehr überzeugen können, vielleicht wäre ich auch versöhnlicher gestimmt, hätte ich nicht schon deutlich besser Bücher aus der Feder der Autorin gelesen, aber so komme ich wohlwollend noch auf drei Sterne.