Nicht so stürmisch, eher melancholisch

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griseldis2000 Avatar

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Ich schätze Jane Harper und habe vor allem das erste Buch „Hitze“ geliebt. So intensiv spiegelte sich die Landschaft und die Feuersbrunst in den Seelen. Beim zweiten Roman „Ins Dunkel“ war ich schon nicht mehr ganz so begeistert. „Der Sturm“ hat ein wunderschönes Cover und eine spannende Ausgangssituation. Einer kommt zurück in den tasmanischen Küstenort, wo er vor Jahren in einem großen Sturm seinen Bruder verloren hat. Ein Mädchen wird noch immer vermisst. Und nun ist wieder jemand tot. Soweit so spannend.
Alle im Ort, selbst die eigene Mutter, der inzwischen demente Vater, die Exfreundin, der ominöse Schriftsteller, der leicht erregbare Jüngling scheinen verdächtig. Ich hatte sogar schon die Freundin mit dem Baby im Verdacht. Schnell wird klar, dass hier Vergangenheit Trumpf ist. Nur wenn das Rätsel um die Sturmnacht gelöst wird, kann der heutige Täter gefunden werden. All das wird langsam erzählt, das Wetter ist mies, die Leute übellaunig, depressiv und voller Misstrauen. Das machte es mitunter etwas zäh beim Lesen. Obwohl es schon auch spannend blieb und sehr verzwickt. Ich habe mich nicht gelangweilt, aber ich mochte tatsächlich nicht einen Protagonisten. Zur Hauptfigur hatte ich kein echtes Bild. Schade für mich. Trotzdem kein schlechter Roman. Aber eben auch keiner, der einen Ehrenplatz in meinem Regal bekommt.