Das Ende der Donaumonarchie

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evelynm Avatar

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Die Geschichte beginnt zwei Jahre nach dem Ausbruch des 1. Weltkrieges mit der Beerdigung des Kaisers Franz Joseph in Wien und erstreckt sich bis Ende 1921, als für viele Bewohner Österreichs nichts mehr so ist wie vorher.
Birgit Mosser webt die Schicksale sehr unterschiedlicher Familien in den Zerfall der Donaumonarchie ein: Da ist zum einen das Kindermädchen Berta, die nach dem Tod ihres geliebten Verlobten Franz plötzlich schwanger zurückbleibt und für sich und ihr Kind in einer Welt voller Zurückweisung und Entbehrung kämpfen muss. Einem ganz anderen Kampf steht Julius Holzer, Anwalt und Sohn eines Hoteliers in Toblach, gegenüber: in den Dolomiten ist er als Oberleutnant für seine Soldaten verantwortlich und wird im tobenden Krieg immer wieder auf eine harte Probe gestellt. Dagegen ist Ferdinand von Webern in seiner Position als Sektionschef im k. und k. Ministerium für Äußeres damit betraut, den jeweiligen Minister zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass Österreich nicht völlig zerfällt. Dagegen zieht der arrogante und tyrannische Architekt August Belohlavek für Ehre und Vaterland freiwillig an die Front, ohne sich weiter um seine Familie zu kümmern.
Mit einem guten Gespür für die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten gelingt es der Autorin sehr gut, die Schicksale der unterschiedlichen Familie miteinander zu verweben. Sie zeichnet ihre Charaktere detailliert und mit einem klaren Blick für die verschiedenen Beweggründe, mit denen sie ihr Leben meistern. Trotz des grausamen Krieges, der mit Hunger, Hass, Verlust und Demütigungen einhergeht, vergisst sie die Liebe nicht.
Die Familienaufstellung am Ende des Buches hat mir stets geholfen, die Familien auseinander zu halten und ihre Verbindung zueinander nicht aus dem Auge zu verlieren. Da ich mich allerdings mit der Geschichte Österreichs nicht besonders gut auskenne, wünschte ich mir, dass Birgit Mosser ihrem Buch eine Landkarte aus jener Zeit beigefügt hätte. Manchmal tat ich mir doch etwas schwer, die Begebenheiten ganz genau zu verstehen. Die Überschriften der einzelnen Handlungsstränge mit dem jeweiligen Ort und dem Datum waren sehr hilfreich. Als Sachbuchautorin zur österreichischen Geschichte hat Birgit Mosser ein fundiertes Wissen in ihren Roman einfließen lassen, ohne dass ich das Gefühl hatte, im Geschichtsunterricht meiner strengen Gymnasiallehrerin zu sitzen. Einen zusätzlichen Pluspunkt finde ich auch das Einfließen der Dialekte, die der Geschichte authentisch machen und ihre Liebe zu Österreich widerspiegeln.