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Chaos, Kotze, Kling

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azyria_sun Avatar

Von

Worum geht’s?
Großtante Ilse heiratet. Zum vierten Mal. Allein das ist schon ein gesellschaftliches Experiment. Also müssen natürlich alle hin. Mit dem Auto. Nach Wuppertal. Schon das Loskommen wird zur logistischen und emotionalen Grenzerfahrung. Familienurlaub, aber ohne Urlaub. Und mit mehr Kotze.

Meine Meinung:
Seit den Känguru-Chroniken bin ich absoluter Fan von Marc-Uwe Kling. Und auch „Der Tag, an dem Max dreimal ins Auto gekotzt hat“ ist wieder genau das, was er am besten kann: Alltag nehmen, leicht schütteln, ironisch kommentieren und gnadenlos ehrlich erzählen. Gesprochen vom Autor selbst, mit einer wunderbar passenden Geräuschkulisse, ist dieses Hörbuch ein echtes Erlebnis. Kein Vorlesen. Ein akustischer Familienwahnsinn. Das Hörbuch ist ab 8 Jahren empfohlen, und das passt hervorragend. Sprache, Tempo und Humor sind kindgerecht, ohne je banal zu werden. Wenn es doch mal etwas komplexer wird, erklärt Max’ große Schwester die Dinge. Natürlich trocken, klug und genau so, wie es im echten Leben laufen würde. Pädagogisch wertvoll, aber ohne erhobenen Zeigefinger. Das Känguru würde zustimmend nicken. Oder einen Flachwitz machen. Wahrscheinlich beides.

Kleiner, aber wichtiger Hinweis: Macht es nicht wie ich. Ich habe das Hörbuch im Zug gehört. Ganz im Sinne von Luisa und Opa. „Nimm den Zug.“ Problematisch wird es nur, wenn man plötzlich und völlig unkontrolliert lacht. Aus dem Nichts. Während alle anderen versuchen, so zu tun, als säße keine Verrückte neben ihnen in der Bahn.

Zurück zum Hörbuch. Wir begleiten Max und seine Familie, und allein der Weg von der Wohnungstür bis zum Auto ist ein Highlight. Wer wie ich in einer Großfamilie aufgewachsen ist, bekommt hier einen kompletten Flashback. Chaos, Hektik, Durcheinander, Diskussionen, Dinge, die man sagen will, und Dinge, die man besser nicht sagt. Und alles davon ist erschreckend realistisch. Genau das macht es so gut. Die Dialoge sind großartig, die Figuren liebevoll überzeichnet und gleichzeitig unglaublich nah dran. Besonders herrlich sind die Details. Etwa die Namen der Ex-Männer von Großtante Ilse: Werner, Klaus und Klaus-Werner. Letzteren hat sie nur geheiratet, weil alle den Namen lustig fanden. Das ist kein Witz. Also schon. Aber leider auch sehr menschlich.

Ich könnte noch ewig weitererzählen, aber ich will nicht spoilern. Nur so viel: Dieses Hörbuch ist pures Alltagschaos. Eine Aneinanderreihung witziger, absurder und doch vollkommen realistischer Situationen, die genauso in jeder Familie passieren könnten. Der Sprecher, die Geräuschkulisse, der Humor. Ich habe mehrfach laut gelacht. Und ich habe es direkt ein zweites Mal gehört. Werde ich es nochmal hören? Natürlich. Prinzipien sind wichtig. Wiederholungen auch.

Fazit:
„Der Tag, an dem Max dreimal ins Auto gekotzt hat“ von Marc-Uwe Kling ist Familienalltag in Reinform: laut, chaotisch, ehrlich und zum Brüllen komisch. Ein Hörbuch, das Kinder begeistert, Erwachsene gnadenlos ihren eigenen Alltag wiedererkennen lässt und dabei dieses typisch trockene Kling-Augenzwinkern trägt. Warmherzig, absurd und viel näher an der Realität, als man zugeben möchte.

Glasklare 5 chaotische Sterne von mir!