Beklemmend

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marcello Avatar

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„Der Tag wird kommen“ handelt von dem 15-jährigen Hans Petter. Nicht gewollt von seinem Vater, vernachlässigt von der viel beschäftigten Mutter und Zielscheibe des härtesten Schlägertypen der Schule, so sieht sein Leben aus. Hans motiviert sich durchzuhalten, denn er weiß, dass sich die Leute nicht ewig zusammenrotten können und das wird sein Zeitpunkt sein zu beweisen, was in ihm steckt. Bis hin zu diesem Zeitpunkt muss er nun nur noch überleben…
In der Leseprobe erlebt man wie Hans Petter die Erkenntnis formuliert, dass seine unsichtbare Zeit offenbar zu Ende ist, denn ihm steht Andreas, der keine Auseinandersetzung scheut, im Weg. Hans vermutet, dass es daran liegt, dass ihn der Vertrauenslehrer darauf angesprochen, ob er in einem Projekt mitwirken will. Das hat seit langem mal wieder die Aufmerksamkeit seiner Mitschüler auf ihn gelenkt. Nun steht im Andreas im Weg. Hans beschließt, dass es keine Alternative gibt und quetscht sich an ihm vorbei. Zuhause ist er vollkommen fertig, denn er will die Grundschulzeit, als er fies gemobbt wurde, nicht noch einmal durchmachen müssen. Er erinnert sich, wie sehr das auch seine Mutter fertig gemacht hat. Darum hat er auch in der Mittelstufe beschlossen, dass er unsichtbar werden muss. Eigentlich ist Hans hochbegabt, aber er schreibt absichtlich 4en, damit er nicht zu positiv, aber auch nicht zu negativ auffällt. Und jetzt droht ihm Gunnar das alles mit dem Projekt zunichte zu machen. Hans sucht Zuflucht im Chat und wird dort von einer Fera angeschrieben. Zunächst vermutet er, dass es sich um Andreas handelt, der ihn verarschen will, aber beide, Hans und Fera, geben nichts über sich preis und so können sie ganz unbeschwert miteinander schreiben.
Die Leseprobe ist vor allem beklemmend. Durch die Ich-Perspektive ist man mittendrin in den Gefühlen von Hans. Auf der einen Seite wirkt es fast schon emotionslos, wie er beschreibt, was er alles unternimmt, um nicht aufzufallen, auf der anderen Seite schreit einem mit jedem seiner Wörter nackte Angst entgegen. Auch wenn Mobbingmomente noch nicht ausführlich beschrieben wurden, bin ich fest davon überzeugt, dass es der Autorin gelingt dies realistisch und dadurch richtig beklemmend zu gestalten. Man fühlt direkt mit Hans mit und entwickelt direkt einen Beschützerinstinkt für ihn und das ist sehr mitreißend und sicherlich das große Plus von „Der Tag wir kommen“. Wohin genau die Geschichte will, ist mit jedoch noch nicht klar. Ob Hans irgendwann zu einem Psychopathen wird und in seiner Jugend liegt der Grund dafür? Das wäre sicherlich interessant, da man seine Entwicklung auch wirklich durch seine Innenperspektive miterleben könnte. Vielleicht will dieses Jugendbuch auch in eine ganz andere Richtung. Das bleibt alles offen, klar ist nur, beklemmend wird es wohl stetig sein.